Faultiere – Leben in Zeitlupe

Faul sind Faultiere bestimmt nicht. Sie sind einfach nur sehr laaaaangsaaaam. Mit ihrem langen zotteligen Fell leben sie gut versteckt in den tropischen Wäldern Mittel- und Südamerikas.

Hier sind die Faultiere zu Hause – ungefähr von Guatemala im Norden bis nach Brasilien im Süden.

Sehen Faultiere alle gleich aus?

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Nur auf den ersten Blick. Doch wenn du sie wie ein Arten-Detektiv genauer vergleichst, entdeckst du: Die Farbe und die Musterung des Fells ist von Art zu Art unterschiedlich. Und dann sind da noch die Finger. Einige Faultiere haben an den Vorderbeinen zwei, andere drei Finger mit langen Krallen.

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Nach diesem Merkmal werden sie auch in die beiden biologischen Familien der Zweifinger-Faultiere und Dreifinger-Faultiere eingeteilt. Insgesamt gibt es sieben verschiedene Arten. An den Hinterbeinen haben alle Faultiere drei Zehen.

Schon gewusst?

Zweifinger-Faultiere sind nur nachts wach, Dreifinger-Faultiere auch am Tag.

Die Zweifinger-Faultiere

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Eigentliches Zweifinger-Faultier

Zwei Finger an jedem Vorderbein und meist braunes Fell, das an Bauch, Kehle und Gesicht heller sein kann – daran erkennst du diese Faultierart. Es wird 54 bis 88 Zentimeter groß.

Hoffmann-Zweifinger-Faultier

Das Fell ist heller als beim eigentlichen Zweifinger-Faultier. Es wurde nach dem deutschen Naturforscher Karl Hoffmann benannt. Es wird zwischen 57 und 71 Zentimeter groß.

 

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Die Dreifinger-Faultiere

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Zwergfaultier

Es lebt nur auf einer kleinen Insel vor Panama, einem Staat in Mittelamerika, ist vom Aussterben bedroht und mit rund 50 Zentimetern das kleinste aller Faultiere – daher die Silbe „Zwerg-“ im Namen.
 

Braunkehl-Faultier

Schau genau hin: Dieses Faultier hat einen braunen Fleck an der Kehle und einen dunklen Augenstreifen. Es wird bis zu 80 Zentimeter groß.

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Weißkehl-Faultier

Sein Gesicht und seine Kehle sind manchmal nicht weiß, aber gelblich gefärbt. Es wird bis zu 76 Zentimeter groß.

Nördliches Kragenfaultier

Es wird bis zu 75 Zentimeter lang und trägt einen „Kragen“ aus dunklem, längerem Fell, der besonders bei Männchen auffällt.

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Südliches Kragenfaultier

Es sieht dem Nördlichen Kragenfaultier zum Verwechseln ähnlich und wurde erst im Jahr 2022 als eigene Art beschrieben.

Wie schwer, wie alt?

Ein ausgewachsenes Faultier wiegt je nach Art drei bis elf Kilogramm und wird in freier Wildbahn vermutlich bis zu 15 Jahre alt oder noch älter. Das älteste Faultier der Welt in einem Zoo war lange Zeit Paula im Zoo Halle. Sie starb im August 2020 im Alter von 51 Jahren.

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© Donne Beyer (Megatherium im Dinopark Muenchehagen)

Schon gewusst?

Faultiere gibt es schon sehr lange. Erste Fossilfunde sind etwa 30 Millionen Jahre alt. Auch vor 20.000 Jahren – dem Zeitalter von Ice Age – lebten Faultiere auf der Erde. Darunter Riesenfaultiere wie das Megatherium americanum: Sie wurden so groß wie Elefanten. Die heutigen nächsten Verwandten der Faultiere sind Ameisenbären und Gürteltiere.

Sind Faultiere wirklich faul?

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Faultiere hängen fast die ganze Zeit auf Bäumen ab und setzen kaum eine Zehe auf den Boden. Dort verbringen sie die meiste Zeit des Tages schlafend und dösend: In der Wildnis vermutlich 10 bis 13 Stunden, in Zoos sogar bis zu 20 Stunden.

Wenn sie sich bewegen, dann sehr langsam: In einer Minute schaffen sie es meist gerade mal zehn Meter weit. Am Boden sind sie noch viel langsamer.

Das klingt für uns ziemlich faul, doch die Tiere haben dafür einen Grund: Die Blätter, die sie fressen, enthalten nur wenig Nährstoffe, darum nehmen Faultiere nur wenig Energie auf. Das gleichen sie mit ihrer Langsamkeit aus. Denn sich kaum oder fast in Zeitlupe zu bewegen, ist weniger anstrengend.

Außerdem ist es perfekt für die Tarnung. Langsame Bewegungen im Blätterdach fallen einem Fressfeind kaum auf.

Jede Menge Grün

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Dreifinger-Faultiere futtern Blätter und wahrscheinlich ein paar Algen von Bäumen. Bei Zweifinger-Faultieren stehen auch Blüten und Früchte, vereinzelt auch Insekten, andere kleine Tiere oder Eier auf dem Speisezettel. Da ist es praktisch, dass Faultiere auf Bäumen leben: Dort hängt ihnen die Nahrung vor der Nase und sie müssen nur zubeißen. Oder die Pfoten ausstrecken, um sie zu pflücken.

Um alles zu verdauen, brauchen sie ungefähr eine Woche. Kaum ein anderes Säugetier hat so einen langsamen Stoffwechsel!

Nur einmal in der Woche aufs Klo

Um ihre faserige Nahrung zu verdauen, brauchen sie bis zu sieben Tage. Deshalb müssen sich Faultiere nur etwa einmal in der Woche entleeren. Dazu klettern sie auf den Boden. Dort aber sind sie noch langsamer, weil sie nur krabbeln können. Das macht sie zur leichten Beute für Raubtiere wie den Jaguar.

 

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Meist allein

Gesellschaft? Die brauchen Faultiere nicht. Sie sind Einzelgänger und allein unterwegs. Nur zur Fortpflanzung gehen sie auf Partnersuche.

 

Schon gewusst?

Faultiere werden auch „Ai“ genannt. Denn während der Paarung geben sie Laute von sich, die wie „Ai“ klingen.

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Faultiernachwuchs

Die Baumbewohner bringen pro Wurf nur ein Junges zur Welt, und das während sie rücklings am Baum hängen.

Das Neugeborene krabbelt auf Mamas Bauch, krallt sich dort fest und bleibt an ihr hängen. Manchmal wechselt es auf den Rücken und wieder zurück.

Im Alter von zwei bis drei Wochen knabbert es an den ersten Blättern, zwischen dreieinhalb und elf Monaten hangeln sich die Jungtiere von ihren Müttern los und leben dann allein.

Schon gewusst?

Falls Faultiere mal vom Baum ins Wasser fallen sollten – kein Problem. Sie sind, Überraschung, erstaunlich gute Schwimmer.

Bauplan der Natur

© Tobias Dahmen / WWF

Beispiel Braunkehl-Faultier

  • 3,7 bis 6 Kilogramm schwer
  • 52 bis 54 Zentimeter groß
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Beweglicher Hals: Dreifinger-Faultiere haben mehr Halswirbel als alle anderen Säugetiere. Dadurch können sie ihren Kopf um 270 Grad vor und zurück, sowie um 330 Grad von links nach rechts drehen! Damit haben sie fast einen Rundumblick und erreichen viele Blätter, ohne sich vom Fleck zu bewegen.

Augen und Ohren: Faultiere können schlecht sehen. Versteckt im Fell haben sie kleine Ohrmuscheln.

 

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Zähne: 16 bis 20 Zähne findest du im Faultiermaul, die Schneidezähne fehlen dabei. Die Zähne haben weder Wurzeln noch Zahnschmelz. Und sie wachsen ständig. Trotzdem werden sie nicht zu lang, die Zähne reiben aneinander und nutzen sich so ab.

Krallen: Sie sitzen an jedem Finger, sehen wie gebogene Haken aus und sind ziemlich hart. Darum sind sie perfekt, um sich an einem Ast festzukrallen. Zugleich können die Faultiere damit Zweige und Blätter zu sich heranziehen.

© Michel Gunther / WWF
© Merijn van Leeuwen / WWF Niederlande

Haarscheitel: Der verläuft nicht wie bei anderen Säugetieren am Rücken, sondern am Bauch. Weil Faultiere meistens rücklings hängen, läuft so Regenwasser besser aus dem Fell.

Beine: Die Vorderbeine sind länger als die hinteren. An ihnen sitzen jeweils drei Finger (weil das Braunkehl-Faultier ein Dreifinger-Faultier ist), an den Hinterbeinen jeweils drei Zehen.

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Schon gewusst?

Im dichten Fell wachsen Grünalgen, die helfen bei der Tarnung zwischen grünen Blättern. Außerdem können Faultiere sie fressen – wie praktisch.

Innere Organe sind mit den Rippen verwachsen. So drückt nicht ihr ganzes Gewicht auf die Lunge. Das ist wichtig, damit die Tiere, während sie rücklings hängen, ohne Probleme atmen können.

Faultiere haben außerdem weniger Muskeln als andere Säugetiere. Dafür macht ihr gefüllter Magen fast ein Drittel des Körpergewichtes aus. Er muss ja auch viel Nahrung aufnehmen.

Faultiere in Not

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Menschen bringen Faultiere immer mehr in Gefahr. Zum Beispiel durch immer mehr Straßen in Waldgebieten. Faultiere sind viel zu langsam, um sich vor einem Auto in Sicherheit zu bringen.

Zurzeit gilt das Zwergfaultier als vom Aussterben bedroht und Kragenfaultiere als gefährdet. Dafür gibt es drei Hauptgründe.

 

© Adriano Gambarini / WWF USA

Immer weniger Bäume

Faultiere sind auf Wälder angewiesen. Doch Menschen roden ihren Lebensraum immer mehr. Sie nutzen das Holz, schaffen Platz für Siedlungen, Felder, Weiden und Bergbau. Wird ihr Baum gefällt, haben Faultiere keine Chance zu fliehen. Denn auf dem Boden können Faultiere nicht überleben.

Vorsicht, Wilderer!

Wilderer scheuchen die Tiere sogar vom Baum, um sie zu schnappen. Faultiere klammern sich nämlich an Ästen so fest, dass Menschen den Griff kaum lösen können und fast nur auf dem Boden eine Chance haben, die Tiere zu erwischen. Sie werden gegessen oder zu traditioneller Medizin verarbeitet.

 

© Michel Gunther / WWF
© Phelder2006 / Getty Images

Exotische Haustiere

Manchmal enden sie als Haustiere. Doch in einen kleinen Käfig eingesperrt und ohne Baum zu leben, ist für sie unerträglich! Auch als Touristenattraktion auf dem Arm von Menschen werden Faultiere benutzt. Aber solche Aktionen sind purer Stress für die gemütlichen Waldbewohner. Die meisten überleben das nicht lange. Solche Aktionen solltet ihr nicht unterstützen und bitte auch nicht auf sozialen Medien liken.

Grüne Inseln für die Faultiere

Der WWF im Einsatz
© Luis Barreto / WWF UK

Wie grüne Inseln sehen die Territorien der Ureinwohner im Amazonasgebiet aus. Denn um sie herum verschwinden immer mehr Bäume. Der WWF setzt sich dafür ein, dass diese grünen Inseln erhalten bleiben. Denn hier leben zahlreiche bedrohte Arten, darunter auch Faultiere.

© Days Edge Productions / WWF USA

Was ist eigentlich ... der Amazonas-Regenwald?

Er ist locker so groß wie die Hälfte Europas und ist der größte zusammenhängende Regenwald der Welt: der Amazonas-Regenwald in Südamerika. In ihm wachsen unzählige Pflanzen und es tummeln sich viele Tiere, die nur dort zu Hause sind. Auch Faultiere und Jaguare kommen dort vor.

Außerdem leben in ihm verstreut fernab von anderen Menschen Völker mit einer ganz eigenen Kultur. Sie werden Indigene genannt.

Indigene Völker wollen ihre Heimat, den Regenwald, bewahren, ihre Gebiete gelten als geschützt: Es darf also kein Baum gerodet werden, Bergbau und Staudämme sind verboten. Aber der Druck, diese Gebiete zu nutzen, wächst und bringt die Menschen sogar in Lebensgefahr.

Regenwald in Gefahr!

Der Amazonas-Regenwald wird durch Abholzung und Waldbrände immer kleiner. Menschen nutzen das Holz und bauen auf gerodeten Flächen Straßen, Weiden und Siedlungen. Außerdem wird Gold aus Gestein und Flusssanden abgebaut – unter Einsatz von Quecksilber. Dieses Schwermetall vergiftet die Natur und damit auch Menschen und Tiere.
 

© Chris J. Ratcliffe / WWF UK

Unser Plan

© Israel Vale / WWF Brasilien

Die Indigenen-Gebiete sollen erhalten bleiben. Der WWF unterstützt die Völker dabei, ihre Rechte beim Staat durchzusetzen und ihr Land vor Eindringlingen zu schützen. Zum Beispiel, indem er die Ausbildung von Rangerinnen und Rangern fördert. Der WWF unterstützt sie zum Beispiel dabei, ihre Gebiete mit moderner Technik zu überwachen. Außerdem zeigt der WWF neue Wege, um den Wald naturnah zu nutzen, bietet Rechtsberatungen an und schützt die Menschen vor Angriffen.

Drohnen für den Waldschutz

Indigene lernen in ihrer Ranger-Ausbildung auch den Umgang mit Drohnen. Die kleinen Flugmaschinen werden zur Überwachung ihrer eigenen Regenwaldgebiete eingesetzt.
© Odair Leal / WWF Brasilien

Du willst noch mehr über Faultiere erfahren?

Für WWF Junior Mitglieder ab 8 Jahren gibt es weitere spannende Infos zu Faultieren im neuen WWF Junior Magazin 7/23.

WWF-Biologin Anne verrät, ob Faultiere pupsen und warum sie manchmal so grünlich nach Pflanze aussehen.

Löse unser Wörter-Wirrwarr und das Mini-Kreuzworträtsel oder male unser Regenwald-Bild aus. Und probiere unbedingt unseren Back-Tipp aus: "Apfel-Crumble" mit süßen Streuseln ist einfach superlecker und schnell zu machen.

 

© WWF + Paul Williams naturepl.com
© WWF + Suzi Eszterhas naturepl.com

Das Magazin für Minis: Kopfüber abhängen mit den Faultieren

Faultiere leben fast nur auf Bäumen und bewegen sich dort gaaaanz langsam. Mit ihren langen Arme und langen Krallen können sie sich prima festhalten.

Wir zeigen dir, wie du selbst ein lustiges Klammerfaultier basteln kannst. WWF-Biologin Anne erklärt dir, warum Faultiere oft grünlich aussehen und ob sie streng riechen.

Es gibt zwei Rätsel und einen tollen Basteltipp für eine bunte Eichel-Kette. Außerdem zeigen wir dir, wie du mit Yoga-Übungen so entspannt werden kannst wie die Faultiere.

Rote Liste der bedrohten Tiere und Pflanzen