Fledermäuse

Als kleine dunkle Schatten siehst du Fledermäuse lautlos durch die Nacht sausen. Unglaublich schnell kommen sie auf dich zu – und weichen im letzten Augenblick aus. Dabei haben sie es nicht auf dich abgesehen: Nein, sie sind hinter Insekten her.

Jäger der Nacht

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Fledermäuse sind in der Nacht wach und ziehen sich morgens zum Schlafen zurück. Dann verstecken sie sich in Baum- und Felshöhlen, auf Dachböden, in Ruinen, Mauernischen, Bergbaustollen, Tunneln oder von Menschen gebauten Fledermauskästen. In großen Verstecken wie Höhlen halten Fledermäuse auch gemeinsam Winterschlaf.

 

In ihrem Versteck schlafen Fledermäuse kopfüber. Sie krallen sich mit ihren Füßen an der Decke fest. Beim Schlafen schlagen Fledermäuse ihre Flügel um sich, wie eine Bettdecke.

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Hängt hier Graf Dracula?

Früher glaubten Menschen, dass Fledermäuse Blut saugende Vampire seien.

Tatsächlich gibt es Vampirfledermäuse in Süd- und Mittelamerika, die sich von Blut ernähren. Sie saugen es vor allem an Vögeln oder großen Säugetieren wie Rindern, wenn sie schlafen. Aber nur etwa 20 Milliliter, das ist weniger als ein Fingerhut voll. Das merken die meisten „angezapften“ Tiere nicht einmal. Allerdings können so Krankheiten wie Tollwut übertragen werden.

Die allermeisten Fledermäuse und Flughunde auf der Welt fressen Insekten oder andere kleine Tiere oder sie leben vegetarisch. Das heißt, sie fressen vor allem Früchte, Blüten und Pollen und naschen Nektar. Wie beispielsweise dieser Brillenflughund aus Australien. Er ist also kein Blutsauger, eher ein Nektarschlürfer.

Schon gewusst?

Fledermäuse und Flughunde sind die einzigen Säugetiere, die fliegen können. Weltweit gibt es rund 1.400 Arten von Fledemäusen und fast 200 Arten von Flughunden.

In Deutschland leben 25 Arten von Fledermäusen, die alle von Insekten leben. Zum Beispiel diese sechs – welche kennst du schon?

1. Der Große Abendsegler

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2. Die Zwergfledermaus

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3. Das Große Mausohr

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4. Die Teichfledermaus

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5. Die Kleine Hufeisennase

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6. Die Alpenfledermaus

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1. Der Große Abendsegler ist eine der größten Fledermausarten Deutschlands. Er hat eine Flügelspannweite von bis zu 40 Zentimetern. Das ist fast dreimal so lang wie dein Handy. Große Abendsegler jagen in bis zu 1.000 Meter Höhe über dem Boden nach Insektenschwärmen und sind bis zu 50 Stundenkilometern schnell.

2. Die Zwergfledermaus gehört zu den kleinsten Fledermausarten, die es in Deutschland gibt. Mit anliegenden Flügeln ist sie nur so groß wie eine Streichholzschachtel. Mit etwa 5 Gramm Gewicht wiegt sie so viel wie eine Weintraube. Zwergfledermäuse schlafen in engen Spalten und kleinen Hohlräumen an Dächern und Außenwänden von Gebäuden.

3. Das Große Mausohr wird auch Kirchenfledermaus genannt, weil sie sich gern auf Kirchendachböden versteckt. Große Mausohren jagen in lichten Wäldern oder über Wiesen. Dabei fliegen sie dicht über dem Boden und suchen nach Laufkäfern und Schnaken. Sie hören das Rascheln der Insekten im Laub.

4. Die Teichfledermaus verbringt die Sommermonate in Gebieten mit großen Seen oder Flüssen. In schnellem Flug flitzt sie über die weite Wasseroberfläche. Dabei erbeutet sie vor allem Mücken und Köcherfliegen, die über dem Wasser schwirren.

5. Die Kleine Hufeisennase trägt ihren Namen wegen eines Hautlappens an ihrer Nase. Die Form der Nase erinnert dadurch an ein Hufeisen. Die kleinen Fledermäuse jagen im Wald in der Nähe ihres Schlafplatzes. Auf der Suche nach dem nächsten Leckerbissen fliegen sie enge Schleifen zwischen den Zweigen von Bäumen und Büschen.

6. Die Alpenfledermaus kommt in Höhen von bis zu 3.300 Metern vor. So hoch oben in den Bergen lebt keine andere Fledermausart Europas. Sie ist nicht nur in den Alpen zu Hause, sondern lebt auch in anderen felsigen Gebieten. Das Fell der Alpenfledermäuse schimmert auf dem Rücken goldgelb bis braun, an der Körperunterseite ist es weiß.

Frühling und Sommer ist Mückenzeit! Jetzt kannst du unsere heimischen Fledermäuse beim Insektenjagen im Dunkeln beobachten. Dazu brauchen sie nicht ihre Augen, sondern ihren Mund – und vor allem ihre Ohren.
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Der Echo-Trick der Fledermäuse

Fledermäuse rufen in ganz hohen Tönen, die wir Menschen nicht hören können. Das nennt man Ultraschall. Treffen diese Ultraschalltöne auf Gegenstände oder Beutetiere, werden sie als Echo zur Fledermaus zurückgeschallt . Mit ihren riesigen Ohren kann sie dann genau hören, von wem oder was das Echo kommt: einer Mauer, einem Menschen oder einem leckeren Insekt.

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Noch besser: Am Echo kann eine Fledermaus im Dunkeln feststellen, wo genau ein Gegenstand oder ein Tier sind, wie weit weg sie sich befinden und wie sie geformt sind. Sie kann sogar erkennen, wie schnell sich ein Beutetier bewegt und in welche Richtung es fliegt. Und das alles in den Bruchteilen einer Sekunde!

Unsere heimischen Fledermäuse fressen Insekten wie Nachtfalter, Käfer und Mücken, aber auch Spinnentiere. Sie jagen meist im Flug und fangen ihre Beute direkt mit dem Maul. Manchmal nutzen sie auch ihre Flügel wie einen Kescher. Einige Fledermausarten schnappen sich kleine Insekten von Ästen und Blättern.

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Schon gewusst?

Fledermäuse fressen nachts tausende Insekten, zum Beispiel viele Nachtfalter. Diese vermehren sich dadurch nicht zu sehr und die tagaktiven Insektenarten finden auch noch ausreichend Nahrung. Fledermäuse helfen also dabei, das Ökosystem im Gleichgewicht zu halten.

Bauplan der Natur

© Zig Koch / WWF Brasilien

Alle Fledermäuse fliegen eigentlich mit den Händen: Betrachtest du einen Flügel genauer, siehst du die vier Finger, die die Flughaut aufspannen. Der Daumen ragt über die Flughaut hinaus, besitzt eine Kralle und dient der Fledermaus als Halt beim Klettern. Die Flughaut spannt sich von den Schultern über die Arme und Fingerspitzen bis zu den Beinen und dem Schwanz.

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Die Hinterbeine der Fledermäuse haben fünf Zehen mit Krallen. Damit können sie so richtig abhängen – kopfüber von einem Ast oder Felsen, wenn sie ruhen oder Winterschlaf halten. Besonders pfiffig: Ihre Krallenfüße haben an ihren Sehnen eine besondere „Schließ-Automatik“! So können die Tiere im Schlaf nicht herunterfallen.

Super Gehör: Fledermäuse haben große, fast dreieckige Ohren, mit denen sie sehr gut hören können.

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Fledermäuse haben eine gute Nase und kleine, schwarze Augen ohne Wimpern. Sie können nicht besonders gut sehen.

 

Das rostbraune, kurze Fell liegt eng am Körper an und wärmt die Fledermaus. An der Oberseite glänzt es. Die Unterseite ist eher gelbbraun gefärbt und matt.

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Mit ihren 34 kleinen spitzen Zähnen packen und zerkauen Fledermäuse ihre Beute. Große Abendsegler können mit ihrem Gebiss auch große Nachtfalter oder den Panzer großer Käfer zerbeißen.

Flughunde

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Flughunde sind mit bis zu 1,70 Metern Spannweite die größten unter den Fledertieren! Sie wiegen aber höchstens so viel wie ein großes Brot: rund 1,2 Kilogramm. Flughunde leben fast nur in den Tropen. Oder in Tierparks wie die Nilflughunde im Bild. Sie ernähren sich nur pflanzlich – von Früchten, Blüten, Nektar und Pollen.

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Fliegt da eine Maus?

Nein, mit nagenden Mäusen sind Fledermäuse nicht verwandt. Aber weil sie Mäusen etwas ähnlich sehen und flattern, entstand ihr deutscher Name „Fledermaus“. Und Flughunde wurden so genannt, weil ihr Kopf ein wenig so aussieht wie der von einem Hund.

Das englische Wort „Bat“ kennen alle, die schon einmal die Comic-Held:innen Batman und Batgirl mit ihrem Batmobil aus ihrer Bathöhle haben sausen sehen.

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Das Fledermaus-Familienjahr

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Fledermäuse paaren sich ab Mitte August. Im Winter (November bis März) leben Männchen und Weibchen in Höhlen oder Stollen zusammen und halten Winterschlaf. Denn in diesen Monaten finden sie keine Nahrung. Um Energie zu sparen, verlangsamen sich in dieser Zeit ihr Herzschlag und die Atmung. Die Körpertemperatur sinkt und die Schwangerschaft wird unterbrochen.

Wenn im Frühjahr der Winterschlaf vorbei ist, suchen die Fledermausweibchen ihre Sommerquartiere auf und setzen dort ihre Schwangerschaft fort. Die Männchen verbringen die Zeit in anderen Quartieren.

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Nach einer Tragzeit von etwa 50 bis 70 Tagen bekommt ein Weibchen meist ein Jungtier. Bei kleinen Arten wiegt es bei der Geburt gerade mal zwei Gramm. Bereits wenige Tage nach der Geburt lassen die Mütter ihre Jungtiere im Versteck zurück, um zu jagen. Die Fledermauskinder warten eng aneinander gekuschelt auf die Rückkehr ihrer Mütter.

Die kleinen Flatterwesen werden von ihren Müttern kopfüber gestillt. Nach zwei Monaten verlassen die jungen Fledermäuse das Versteck und machen ihre ersten Flatterversuche. Von den Müttern lernen sie zu jagen.

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© Klein & Hubert / WWF

Fledermaus-Rekorde

Fledermäuse:

  • können in völliger Dunkelheit bis zu 50 Stundenkilometer schnell fliegen.
  • können im Winterschlaf ihre Körpertemperatur auf nur drei Grad Celsius abkühlen und im Sommer im Flug auf bis zu 40 Grad erhöhen.
  • haben die besten Ohren unter den Säugetieren: Manche können Insekten auf Blättern laufen hören!
  • kommen zu den größten Versammlungen von Wirbeltieren zusammen: In der Bracken-Höhle bei San Antonio in den USA sogar 20 Millionen Fledermäuse!

Warum Fledermäuse bedroht sind

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Fast alle 25 Fledermausarten, die in Deutschland leben, sind gefährdet. Auch diese hier:

Die Bechsteinfledermaus

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Der Kleine Abendsegler

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Das Braune Langohr

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Die Kleine Bartfledermaus

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Die Mopsfledermaus

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Was bringt die kleinen Flattertiere in Not?

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Gifte aus der Landwirtschaft

In der herkömmlichen Landwirtschaft werden noch immer große Mengen Pflanzen- und Insektengifte eingesetzt. Dadurch werden einerseits die Lebensräume vieler Insekten zerstört, andererseits die Insekten selbst vergiftet und getötet. Für Fledermäuse wird es immer schwerer, genügend Nahrung zu finden. Viele der Insekten, die Fledermäuse fressen, sind außerdem vergiftet. Dadurch erkranken Fledermäuse oder sterben.

Zerstörung von Lebensräumen

Fledermäuse suchen sich als Sommer- und Winterquartiere oft alte Gebäude aus. Sie schlafen auf Dachböden, in Kirchtürmen, Ruinen, alten Scheunen und Lagerschuppen. Viele dieser Schlafplätze verschwinden nach und nach, weil immer mehr alte Gebäude abgerissen oder modernisiert werden. Altes Mauerwerk wird immer seltener.

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Störungen im Winterquartier

Immer häufiger werden Fledermäuse in ihren Winterquartieren gestört, zum Beispiel durch Baulärm oder Menschen, die den Quartieren zu nahe kommen. Dann wachen die Fledermäuse auf und verbrauchen unnötig Energie. Viele haben dann im Frühjahr keine Fettreserven mehr und müssen verhungern.

Windkraftanlagen

in der Nähe von Naturschutzgebieten können eine Gefahr für Fledermäuse sein. Die großen Rotorblätter der Windräder drehen sich sehr schnell. Die Fledermäuse können sie darum nicht rechtzeitig orten. Sie stoßen im Flug mit den Rotorblättern zusammen.

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So helfen wir den Fledermäusen

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Wohnbunker für Fledermäuse

Viele Fledermäuse sind in Not, weil Orte fehlen, die sie als Sommer- und Winterquartiere nutzen können. Um den Flattertieren zu helfen, richten Naturschützerinnen und Naturschützer in ganz Deutschland Ersatzquartiere ein. Auch der WWF ist im Einsatz.

Unser Plan:

Im WWF-Naturerbe Zerweliner Heide im nordöstlichen Brandenburg leben zwölf verschiedene Fledermausarten. Wir schützen die Tiere und richten ihnen dort Ersatzquartiere in alten Bunkeranlagen ein – als Extra zu den natürlichen Unterschlupfen.

© Albert Wotke / WWF

Die Zerweliner Heide ist ein Naturschutzgebiet mit Wäldern, Seen und Mooren und wird vom WWF betreut. Es ist 800 Hektar groß, das ist fast halb so groß wie die Insel Helgoland. Bis heute stehen dort noch alte Gebäude der DDR-Volksarmee.
 

Um die vier Gebäude miteinander zu verbinden, haben wir einen Gang aus Betonelementen gebaut. In den Innenräumen wurden Elemente mit Löchern und Spalten angebracht, in denen sich die Fledermäuse verstecken können. Im Anschluss haben wir die ganze Anlage mit viel Erde überschüttet. So ist das neue Fledermausquartier vor Frost geschützt.

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Unser Plan geht auf:

Das Quartier wurde bereits von Fledermäusen bezogen. Vielleicht auch schon von der seltenen Mopsfledermaus.

Was wir noch für Fledermäuse tun

Wir vom WWF kümmern uns um noch mehr wilde Naturgebiete wie am Schaalsee oder im Thüringer Wald (im Bild) und schützen sie. So werden auch alte Bäume erhalten, in denen Fledermäuse gerne Unterschlupf suchen.

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Fleißige Helfer:innen bauen auch Fledermaus-Nistkästen aus Holz. Außerdem setzen wir uns für eine naturnahe Landwirtschaft ohne Gift und den Schutz der Insekten ein, damit Fledermäuse genügend Nahrung finden.

Du kannst auch etwas für Fledermäuse tun. Zum Beispiel mit Erwachsenen ein eigenes Fledermaushaus bauen. Fertige Fledermaus-Nisthöhlen gibt es auch im Zoofachgeschäft. Und wenn du Besitzerinnen und Besitzer alter Häuser kennst, bitte sie, dass sie Einfluglöcher im Dach oder Keller offen lassen.

C. Schupp / WWF
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Wenn du einen Garten hast oder einen Schulgarten pflegst: Setze Pflanzen, die mit ihren Blüten viele Insekten, besonders Nachtfalter, anlocken – zum Beispiel Nachtkerze (im Bild), Seifenkraut und Wegwarte. Denn Nachtfalter sind die Lieblingsbeute vieler Fledermausarten.

Und wenn du eine Fledermaus gefunden hast, die verletzt ist, dann lese hier unseren Erste Hilfe-Tipp.

© WWF
Basteltipp Hai-Leuchte
Hilfe für Fledermäuse