Heimische Schlangen: Die lautlosen 7

Hast du Angst vor Schlangen? Dann geht es dir wie vielen Menschen. Schlangen haben auch so wenig Nettes an sich – zum Beispiel kein kuscheliges Fell. Aber sie sind sehr faszinierende Tiere. Und sie tun dir nichts, solange du sie nicht anfasst.

Schlangen stehen schon seit frühester Zeit als Symbol für Lebenskraft und Fruchtbarkeit. Aber Schlangen wurden auch dämonische Kräfte nachgesagt. In vielen Büchern – von der Bibel (Garten Eden) bis zu Harry Potter (Nagini) – wurde sie zum Symbol des Bösen. Zu Unrecht, denn sie sind als Beutegreifer sehr wichtig für eine intakte Umwelt. Und außerdem megaspannende Tiere, die für Menschen nur dann gefährlich werden, wenn sie sich durch ihn bedroht fühlen und sich verteidigen wollen.

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Schon gewusst?

Schlangen sind Reptilien. Alle Reptilien sind wechselwarm. Ihre Körpertemperatur ist nicht wie bei Säugetieren immer mehr oder weniger gleich. Ist es nachts kühl, sind Reptilien morgens steif und unbeweglich. Sie brauchen die ersten Sonnenstrahlen, um ihren Körper aufzuwärmen. Erst dann können sie aktiv werden.

Weltweit gibt es rund 3.000 Schlangenarten. In Deutschland gibt es 7 Arten der wärmeliebenden Reptilien, nur 2 von ihnen sind giftig. Gut für dich zu wissen: Solange du sie nicht anfasst, tun sie dir nichts. Denn sie sind nicht aggressiv und gehen dir meist aus dem Weg, wenn du dich ihnen näherst.

Unsere lautlosen 7

1 Ringelnatter

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2 Barren-Ringelnatter

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3 Kreuzotter

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4 Würfelnatter

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5 Äskulapnatter

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6 Glattnatter oder Schlingnatter

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7 Aspisviper

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1 Die Ringelnatter

ist die häufigste Schlange Deutschlands und wird im Durchschnitt 80 Zentimeter lang, manchmal auch bis zu 2,0 Meter. An den beiden gelben, halbmondförmigen Flecken hinter ihrem Kopf kannst du die Schlangenart gut erkennen. In der Uckermark zum Beispiel kommt sie noch häufig vor, aber auch in so manchem Garten kann sie auftauchen. Sie liebt nämlich Komposthaufen, in die sie gerne ihre etwa 30 bis 70 Eier legt, weil es da schön feucht und warm ist.

Nach etwa 10 Wochen schlüpfen die Jungen. Obwohl sie nur so groß wie ein Bleistift sind, futtern sie bereits Kaulquappen, später gerne junge Grasfrösche, erwachsen dann auch Kröten, Molche (Bild unten), Fische und kleine Säugetiere wie Mäuse. Ringelnattern lieben feuchte Wiesen und Waldränder und können sehr gut schwimmen.

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2 Die Barren-Ringelnatter

Die Schlange hat auffällige schwarze Streifen an der Seite und kann bis zu 1,40 Meter lang werden – ganz selten sogar bis 1,90 Meter.

Bis 2017 hielt man die Barren-Ringelnatter für eine Unterart der Ringelnatter. Dann haben Forschende des Senckenberg-Instituts mit Fachleuten aus anderen Ländern das Erbgut von mehr als 1.600 Ringelnattern untersucht. So haben sie festgestellt, dass sie sich unterscheiden und die Barren-Ringelnatter eine ganz eigene Art ist.

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Die Barren-Ringelnatter kommt in England, Frankreich, den Benelux-Ländern, der Schweiz, Italien und dem westlichsten Deutschland vor. Die Ringelnatter lebt dafür eher im östlichen Deutschland und ist auch in Osteuropa, in der Türkei und bis nach Mittelasien verbreitet. Entlang des Rheins vermischen sich beide Arten nur wenig miteinander.

Beide Ringelnatter-Arten verspritzen bei Gefahr eine stinkendende Flüssigkeit, um den Angreifer abzuwehren. Für Menschen ist sie ungefährlich.

3 Die Kreuzotter

ist eine von zwei Giftschlangen, die es in Deutschland gibt. Sie ist weit verbreitet, aber sehr selten geworden. Ihr Name stammt von dem dunklen Zickzack-Band auf ihrem Rücken. Die Kreuzotter wird meist bis zu 80 Zentimeter lang. Ihr Kopf ist länglich-dreieckig und deutlich vom Körper abgesetzt. Die Schnauze ist kurz und abgerundet. Ihre Pupillen bilden tagsüber einen senkrechten Schlitz.

Die Kreuzotter lebt gern in Mooren, auf feuchten Wiesen mit vielen Büschen, auf Heideflächen, an Waldrändern und auf Waldlichtungen. Kreuzottern legen keine Eier, sondern bringen meist im August etwa 6 bis 20 lebende Junge zur Welt.

Jungtiere fressen fast nur kleine Frösche und Eidechsen. Erwachsene Tiere jagen vor allem Mäuse (Bild unten). Einer ausgewachsenen Kreuzotter reichen etwa 15 Mäuse im Jahr.

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Die Kreuzotter gehört zu den Vipern. Alle Schlangen dieser Familie sind giftig. Gefährlich ist die Kreuzotter nur für den, der sehr schwach oder krank ist. Trotzdem sollte jeder Mensch, der gebissen wird, rasch einen Arzt aufsuchen.

4 Die Würfelnatter

hat ein undeutliches Würfelmuster auf dem Rücken und lebt bevorzugt in Uferregionen oder im Wasser. Sie frisst fast nur Fische und ist durch die Verschmutzung und den Ausbau von Bächen, Flüssen und Seen vom Aussterben bedroht. Es gibt vermutlich nur noch drei Vorkommen an den Flüssen Mosel, Nahe und Lahn. Sie wird bis zu einem Meter lang und legt einmal im Jahr etwa 25 Eier.

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5 Die Äskulapnatter

findest du im Zeichen von Apotheken als uraltes Symbol für Heilkunde. Sie wurde nach Asklepios benannt, dem Gott der Heilkunst in der griechischen Sagenwelt. Heute ist das bis 1,60 Meter lange Kriechtier nur noch in der Nähe von Passau, im Odenwald und bei Schlangenbad im Taunus zu finden. Die Schlange frisst kleine Säuger, Eidechsen sowie Vögel und deren Eier. Dazu klettert sie auch die Bäume hoch. Die Äskulapnatter mag steinige Regionen mit Büschen und helle Waldgebiete. Sie legt im Frühjahr bis zu zehn Eier.

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6 Die Glattnatter oder Schlingnatter

ist auch sehr selten. Sie wird bis zu 80 Zentimeter lang und umschlingt wie alle Nattern ihre Beute. Sie frisst vor allem andere Reptilien wie Blindschleichen, jungen Schlangen oder Eidechsen. Die Schlingnatter bringt im Spätsommer bis zu 15 Junge direkt zur Welt. Wegen ihrer dunklen Kopf- und Rückenzeichnung wird die Schlingnatter oft für eine Kreuzotter gehalten. Das dunkle Band zwischen Augen und Maul hat aber nur die Schlingnatter.

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7 Die Aspisviper

lebt in Deutschland nur noch im Südschwarzwald. Sie wird bis zu 85 Zentimeter lang und hat eine auffällige Rückenzeichnung. Sie ähnelt der Kreuzotter, hat aber einen breiteren Kopf. Die Aspisviper ist ebenfalls giftig, aber für die meisten Menschen nicht lebensgefährlich. Die Schlange frisst vor allem kleine Säugetiere, Eidechsen und Vögel.

 

Die Blindschleiche

Halt, stopp! Die sieht zwar so aus, ist aber keine Schlange, sondern eine beinlose, bis zu 45 Zentimeter lange Echse aus der Familie der Schleichen. Auch sie kriegt lebende Junge und hat meist eine silbern, braun oder bronzen glänzende Haut. Mehr über Blindschleichen erfährst du hier.
 

© Beate Roloff-Beyer

Unser Tipp

Wenn du eine Schlange siehst

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Bleib’ stehen und fasse sie nicht an. Beobachte sie ganz gelassen. Keine Schlange wird dich angreifen, wenn sie sich nicht bedroht fühlt. Aber Vorsicht, wenn du im Wald oder auf dem Feld Steine umdrehst oder auf Felsen kletterst: Wenn du dabei Schlangen aufstöberst, halte dich von ihnen fern! Und sollte dich wirklich eine Schlange beißen, gehe sofort zum Arzt.

Warum züngeln Schlangen?

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Schlangen können sehr gut riechen – mit ihrer Zunge! Beim schnellen Raus und Rein der Zunge (dem Züngeln) ertasten die Kriechtiere ihre Umgebung und nehmen zugleich Geruchsstoffe auf. Die bringen sie an ihren Gaumen, wo sich feine Riechzellen befinden. Weil die Zunge gespalten ist, können Schlangen nicht nur die Gerüche erkennen, sondern zugleich auch die Richtung, woher sie kommen. So bleibt ihnen kein Beutetier verborgen.

Schon gesehen?

Zum Züngeln muss die Schlange ihren Mund nicht öffnen. Im Oberkiefer befindet sich eine kleine Öffnung, durch die sie ihre Zunge stecken kann.

Gefahren für Schlangen

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Schlangen haben natürliche Fressfeinde: Vögel wie zum Beispiel Störche, aber auch Marder wie im Bild, Füchse und Igel. In Menschennähe kommen noch Hauskatzen und Ratten hinzu.

Die größte Gefahr für Schlangen ist jedoch der Mensch. Durch immer mehr intensive Landwirtschaft verschwinden Lebensräume. Und auf sonnenwarmen Straßen können sie überfahren werden.

So können wir Schlangen helfen

© Anton Vorauer / WWF

Alle Schlangen in Deutschland stehen unter Naturschutz.

Der WWF kümmert sich darum, möglichst viele natürliche Lebensräume zu erhalten, in denen Schlangen sich wohlfühlen – in Deutschland zum Beispiel in der Uckermark, am Schaalsee oder an der Ammer in den Alpen.

Auch du kannst etwas für Schlangen tun und ihnen in eurem Garten oder Schulgarten Sonnenplätze bauen. Das kann ein unordentlicher Holzstapel sein oder ein Steinhaufen.

© Claudia Nir / WWF
Hilfe für Fledermäuse
Basteltipp Fledermäuse