
Die Rückkehr der Wölfe
Einst waren sie in Deutschland ausgerottet. Doch seit Wölfe bei uns geschützt sind, kommen Tiere aus Osteuropa und siedeln sich hier wieder an. Aktuell leben 209 Rudel bei uns – ein toller Erfolg für unsere Natur.
Willkommen zurück!

Einst war der Wolf das Landraubtier mit dem weltweit größten Verbreitungsgebiet. Dann wurden viele der dichten Wälder, in denen er lebte, abgeholzt. Zugleich wurden die Wölfe vom Menschen so stark bejagt, dass die Art bis zum Ende des 19. Jahrhunderts aus vielen Ländern Europas ganz verschwand – auch aus Deutschland. Hier wurde der letzte wilde Wolf 1904 erschossen. Anschließend kamen immer wieder einzelne Wölfe aus den östlichen Nachbarländern nach Deutschland, die aber alle wieder verschwanden oder getötet wurden.

Nachdem sie bei uns seit 1990 unter Schutz gestellt wurden, konnten Wölfe wieder aus Osteuropa einwandern. In der ostdeutschen Lausitz siedelten sich im Jahr 2000 auf einem Übungsgelände der Bundeswehr zwei Wölfe an und gründeten das erste deutsche Rudel seit rund 90 Jahren. Denn dort ist es meist menschenleer und es gibt genügend Beutetiere.
Die gute Nachricht: Vom 1. Mai 2023 bis zum 30. April 2024 wurden in Deutschland 209 Wolfsrudel gezählt, dazu 46 Paare und 19 Einzeltiere (rund 1.600 Wölfe insgesamt, Stand November 2024). Besonders erfreulich: Es wurden 781 Welpen nachgewiesen, das sind Jungtiere im ersten Lebensjahr. Die meisten Wölfe leben im Norden und Osten unseres Landes.

Familienbande im Rudel

Bei Wölfen wird die Großfamilie „Rudel“ genannt. Meist besteht ein Rudel in der Wildnis aus einem Elternpaar, den Jungtieren der letzten zwei Jahre und den Jüngsten, den Welpen. Die Jungwölfe helfen bei der Aufzucht der Welpen.

Das Rudel ist für Wölfe sehr wichtig, denn ein erwachsenes Tier braucht mindestens drei Kilogramm Fleisch am Tag. Dafür müsste es zum Beispiel rund 30 Rehe im Jahr jagen! Das ist ganz schön anstrengend. Am besten gelingt das gemeinsam im Rudel.
Geschickte Jäger
Wölfe jagen bei uns Hirsche, Rehe und Wildschweine. Sie fressen aber auch Hasen oder Wildvögel – und in kalten Wintern mit wenigen Beutetieren auch Aas. Wölfe jagen meist in der Dämmerung oder nachts. Ihren scharfen Augen entgeht kaum ein Beutetier.


Haben sie eine Beute gewittert, schleichen Wölfe sich gemeinsam möglichst nah heran und rennen los, sobald das Beutetier flieht. Sie versuchen dann, es schnell einzuholen und niederzureißen. Manchmal teilt sich ein Rudel auch auf. Dann schleichen sich einige Wölfe an das Beutetier an und treiben es zu ihren Artgenossen, die in einiger Entfernung lauern.
Plötzlich rennen sie los und hetzen ihre Beute bis zu 50 Stundenkilometer schnell. Das ist schneller, als Hundertmeterläufer rennen können. Wölfe halten das aber nur für eine kurze Strecke durch. Sie erwischen vor allem schwache oder kranke Beutetiere, die nicht mehr so schnell fliehen können.


Auf diese Weise überleben meist nur die gesunden Hirsche, Rehe und Wildschweine. Außerdem spüren diese Pflanzenfresser die Anwesenheit der Wölfe und ziehen daher öfters im Wald umher. Dadurch fressen sie den Wald nicht an einer Stelle kahl und er kann gleichmäßiger nachwachsen. Deshalb sind Wölfe wichtig für natürliche Wälder.
Jedem Rudel sein Revier
Jede Wolfsfamilie jagt in ihrem eigenen Gebiet, ihrem Revier. Wölfe markieren es mit Kot und Urin. Damit zeigen sie anderen Wölfen: Dieses Gebiet ist bereits besetzt.
Das Wolfsrevier kann unterschiedlich groß sein – je nachdem, wie viele Beutetiere es gibt. Bei uns umfasst ihr Revier etwa 250 Quadratkilometer, das ist etwa so groß wie die Stadt Frankfurt am Main. In der Arktis hingegen streifen Wölfe bis zu 1.000 Quadratkilometer umher, um Nahrung zu finden – das ist eine Fläche größer als Berlin.
Zeit für Nachwuchs

Jedes Jahr im Frühling zieht sich das Elternpaar eines Rudels zurück, um sich zu paaren. Rund zwei Monate später bringt das Weibchen in einer geschützten Höhle drei bis acht Welpen zur Welt. Bei der Geburt sind die kleinen Wölfe noch blind und taub. Erst nach etwa vier Wochen können sie perfekt sehen und hören. Dann verlassen sie die schützende Höhle und entdecken das Revier des Rudels. Etwa zwei Monate lang ernähren sich die Welpen von Muttermilch. Anschließend teilen die Eltern und Geschwister ihre Beute mit den Welpen. Junge Wölfe kommen im Alter von etwa sechs bis acht Monaten mit auf die Jagd und lernen das Jagen, indem sie ihre Eltern dabei beobachten.

Schon nach den ersten Gehversuchen spielen die Jungen kleine Kämpfchen miteinander – immer unter Kontrolle von Wolfsmutter und Wolfsvater. Die Eltern sind geduldig, wenn die Kleinen sie zwicken oder ständig an und auf ihnen herumtollen.
Im Alter von ein bis zwei Jahren verlassen die Wölfe das Rudel ihrer Eltern, um sich ein eigenes Revier zu suchen und eine Familie zu gründen. Wolfspaare bleiben ihr ganzes Leben lang zusammen.

Schon gewusst?
In Wolfsgehegen und Zoos leben oft Wölfe aus unterschiedlichen Familien zusammen. Da ist der Stärkste unter ihnen der Boss, das so genannte Alphatier.
Warum heulen Wölfe?

Wölfe kommunizieren viel mit ihren Artgenossen. Sie verständigen sich durch ihren Gesichtsausdruck, die Haltung ihres Schwanzes und Geräusche. Sie heulen, bellen, knurren und jaulen. Besonders bekannt sind sie für ihr Geheul. Das tun sie, um ihren Artgenossen ihren Standort mitzuteilen, sie zu sich zu rufen oder ihr Revier zu markieren.

Schon die jüngsten Wölfe heulen. Meist, wenn sie auf Futter warten, während die Eltern auf der Jagd sind.
Wo die Wölfe weltweit leben

Wölfe leben in Europa, Asien und Nordamerika. Sie sind extrem anpassungsfähig und in ganz verschiedenen Landschaften zu Hause: in dichten Nadel- und Laubwäldern, im Gras- und Buschland, in Savannen und Gebirgen. Sogar in der arktischen Kältesteppe und in heißen, trockenen Wüsten fühlen sie sich wohl.
Vom Wolf gibt es etwa 32 Unterarten weltweit. Bei uns lebt der Eurasische Wolf, oft auch Europäischer Grauwolf genannt. Zwei andere Unterarten des Wolfs sind der braune bis schwarze Timberwolf in Nordamerika und der meist weiße Polarwolf in der Arktis.


Schon gewusst?
Der männliche Wolf heißt Rüde, der weibliche Wolf heißt Fähe. Rüden sind schwerer und größer als Fähen.
Bauplan der Natur

Männlicher Europäischer Grauwolf
- 28 bis 40 Kilogramm schwer
- 110 bis 150 Zentimeter Kopf-Rumpf-Länge
- 70 bis 100 Zentimeter Schulterhöhe
- bis zu 50 Kilometer pro Stunde schnell
Der Schwanz oder die Rute des Wolfes ist 30 bis 50 Zentimeter lang. Er hilft dem Wolf, bei einer schnellen Verfolgungsjagd das Gleichgewicht zu halten, und er verrät die Gefühle eines Wolfes. Bei einem entspannten Wolf hängt der Schwanz nach unten.
Das Fell wechseln Wölfe zweimal im Jahr. Im Frühling tauschen sie ihr dichtes Winterfell gegen ein dünneres Sommerfell. Im Herbst wächst das Winterfell erneut nach. Es besteht aus Unterwolle und Deckhaar, schützt vor Schnee und Nässe und erhält die Körperwärme.
Mit ihrem Gehör können Wölfe auch besonders hohe Töne wahrnehmen, die wir Menschen nicht hören können. Dadurch können sie auch weit entfernte oder versteckte Beutetiere genau orten.


Ihre Augen sind besonders lichtempfindlich. Dadurch können sie auch in der Dämmerung und Nacht gut sehen.
Mit ihrer Nase können Wölfe sehr gut riechen. Sie nehmen selbst feinste Gerüche schnell wahr und können sie zuordnen. Das ermöglicht ihnen, Beutetiere zu wittern oder deren Spur zu verfolgen. Außerdem erkennen Wölfe andere Mitglieder ihres Rudels am Geruch.


Raubtiergebiss: Die langen, spitzen Eckzähne des Wolfes heißen auch Fangzähne. Sie sind bestens geeignet, um Beutetiere zu packen und tödlich zu verletzen. Anschließend wird das Fleisch mit den Schneidezähnen aus der Beute gerissen und mit den Backenzähnen zermalmt.
Die vier Beine sind lang und kräftig. An den Vorderläufen sitzen je fünf Zehen mit scharfen Krallen. An den Hinterläufen sind es je vier Zehen. Jede Pfote hat außerdem vier Zehenballen und einen großen zentralen Ballen.


Der Wolfsgang: Der Wolf setzt im Trab seine Hinterpfoten genau in die Abdrücke der Vorderpfoten, sodass die Spur eine gerade Linie ergibt. Hunde tun das nicht.
Schon gewusst?
Im Abdruck des Vorderlaufs ist die fünfte Zehe nicht zu erkennen, da sie etwas höher als die anderen an der Pfote sitzt.

Können Mensch und Wolf zusammenleben?

Ja! Das sagen Biologinnen und Biologen, die sich mit Wölfen näher beschäftigt haben. Um Menschen machen sie meist einen großen Bogen. Wölfe werden also auch Spaziergängern und Pilzsucherinnen nicht gefährlich.

Was tun, wenn du einen Wolf triffst?

Einem Wolf zu begegnen passiert äußerst selten. Wenn es doch mal vorkommt, bleibe ruhig.
Hier unsere Tipps:
- Halte Abstand und beobachte das Tier ruhig. Lass ihm Raum, damit es sich zurückziehen kann. Wenn du radelst, bleib stehen.
- Wenn sich dir ein Wolf nähert, mach dich groß. Lautes, energisches Rufen oder Klatschen kann den Wolf vertreiben. Zieh dich dabei langsam rückwärts zurück. Da Wölfe schnellen Bewegungen folgen, ist es wichtig, nicht wegzurennen.
- Wenn du einen Hund dabei hast, halte ihn an der Leine.
- Versuche nicht, auf den Wolf zuzugehen, ihm nachzulaufen, ihn zu streicheln oder zu füttern!
- Lasse auch keine Essensreste liegen. Das führt nämlich dazu, dass sich Wölfe an Menschen und Siedlungen gewöhnen.
- Melde deine Beobachtung. Den Link zu den zuständigen Ansprechpersonen findest du auf dieser Seite hier für dein Bundesland.
Wölfe in Not

Seit rund 25 Jahren wandern wieder Wölfe ungestört in Deutschland ein und bilden neue Rudel. Ihre Zukunft bei uns hängt vor allem davon ab, ob die Menschen hier lernen, wieder mit den Tieren zu leben.
Was gefährdet den Wolf?
Illegale Tötungen
Zwar ist der Wolf in Deutschland streng geschützt, bejagt wird er trotzdem. Der Wolf wird von einigen Menschen nicht akzeptiert. Tötet der Wolf ungeschützte Nutztiere, die für ihn leicht zu erbeuten sind, entstehen Konflikte mit Viehwirtinnen und Viehwirten. Konflikte entstehen auch, wenn sich Wölfe zu nah an menschliche Siedlungen heranwagen.
Zerstörung und Zerteilung von Lebensräumen
haben in der Vergangenheit dazu beigetragen, dass Wölfe ausgerottet wurden. Bis heute gehen durch die Entstehung von Siedlungen, Industrie, Äcker und Weiden natürliche Lebensräume verloren oder werden in viele Teile getrennt.


Straßen- und Schienenverkehr
Manchmal überqueren Wölfe auf der Suche nach Nahrung oder einem neuen Revier Autobahnen, Straßen und Bahngleise. Das ist für die Tiere sehr gefährlich. Verkehrsunfälle sind die häufigste Todesursache.
Das sagt die Rote Liste:
Weltweit betrachtet, ist der Europäische Grauwolf nicht bedroht. In Deutschland aber ist er noch immer selten. Hier gilt er deshalb als „gefährdet“.
Mehr über die Rote Liste und die verschiedenen Gefährdungsstufen erfährst du hier.

So helfen wir dem Wolf

Der Wolf ist bei uns in Deutschland eine streng geschützte Tierart und darf nicht gejagt werden. Trotzdem werden auch heute noch immer Wölfe illegal geschossen oder vergiftet.
Unser Plan:
Wir wollen verhindern, dass Wölfe und andere geschützte Arten bei uns in Deutschland illegal getötet werden. Deswegen haben wir im Jahr 2023 das Projekt „wildLIFEcrime“ ins Leben gerufen. Zusammen mit zwölf weiteren Partnern setzen wir uns für den Schutz bedrohter Arten und gegen Wildtierkriminalität ein.
Was wir tun:
- Wir wollen, dass mehr Fälle von Wildtierkriminalität entdeckt, gemeldet, polizeilich erfasst und strafrechtlich nachverfolgt werden. Dazu bauen wir Meldeplattformen und Datenbanken weiter aus.
- Wir machen das Thema allgemein bekannt und vernetzen wichtige Zielgruppen miteinander.
- Um die Ursachen von Wildtierkriminalität besser zu verstehen, forschen wir zu den Gründen für illegale Tötungen.
- Wir bilden Angestellte der Polizei, der Staatsanwaltschaft und Richterschaft fort, da es in diesem Bereich oft an Erfahrung und Kapazitäten mangelt. Dadurch werden Fälle oft nicht angemessen ermittelt, Verfahren ganz eingestellt oder Täterinnen und Täter nicht ausreichend bestraft. Das soll sich ändern! Und vieles mehr …
Was der WWF außerdem noch tut
Herdenschutz für Schafe & Co
Damit es weniger Konflikte zwischen Menschen und Wölfen gibt, ist es wichtig, Nutztiere vor Wölfen zu schützen. Menschen, die Weidetiere halten, brauchen dafür Beispiel wolfssichere Elektrozäune und gut ausgebildete Herdenschutzhunde. Der WWF hilft dabei, dass die Menschen, die Nutztiere halten, zum richtigen Umgang mit den Wölfen beraten und mit Geld unterstützt werden.


Informieren und schützen
Der WWF Deutschland bietet Tierhalterinnen und Tierhaltern ebenfalls an, sich in anderen Ländern über den Herdenschutz vor Wölfen zu informieren. Und zwar dort, wo Wölfe schon viel länger leben. Der WWF setzt sich auch außerhalb Deutschlands dafür sein, Wildnisregionen für Wölfe zu schaffen und zu erhalten.



Du willst noch mehr über Wölfe erfahren?
Für WWF Junior Mitglieder ab 8 Jahren gibt es noch mehr spannende Infos im neuen WWF Junior Magazin 8/24. WWF-Expertin Samantha sagt dir, ob du einem Wolf in der Natur begegnen kannst.
Hast du Lust, mal wieder was Nettes an Deine Lieben zu schreiben? Wir haben Wolfskarten für dich, die du bunt anmalen und in einem Brief mit der Post verschicken kannst.
Außerdem berichtet dir Janette, wie sie ihren Garten in ein Naturparadies verwandelt hat. Hattest du auch schon ein tolles Erlebnis in der Natur, mit Tieren vielleicht? Dann male uns doch ein Bild und lade es in unserer Bildergalerie hoch.


Das Magazin für Minis: Wilde Wölfe sind zurück
Im neuen Mini-Magazin erfährst du noch mehr über die wilden Verwandten unserer Hunde. Wolfsexpertin Samantha erklärt dir, warum manche Menschen es nicht so gut finden, dass es wieder Wölfe in Deutschland gibt.
Außerdem zeigen wir dir, wie du dir heulende Wölfe basteln kannst, bunte Papierkugeln zum Aufhängen malst und faltest sowie lustige Geschenktiere ausschneidest.