
Rote Liste - bedrohte Tiere und Pflanzen
Wenn Tierarten und Pflanzenarten auf der Welt selten geworden sind, kommen sie auf die Rote Liste der gefährdeten Arten. Wie viele sind es aktuell? Sind alle Arten gleich bedroht? Und wie viele Arten gibt es überhaupt? Die Antworten findest du hier.
Wie viele Tier- und Pflanzenarten sind bedroht?

Im Juli 2022 hat die Weltnaturschutzunion IUCN eine neue aktuelle Rote Liste herausgegeben.
Dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler insgesamt 147.500 Tier- und Pflanzenarten untersucht. Davon sind 41.500 Arten bedroht, fanden sie heraus. Das sind mehr als jemals zuvor. Dabei hängt unser ganzes Leben von der Natur ab.
"Man muss sich die Natur wie einen Turm aus Bauklötzen vorstellen – jeder Stein ist eine Tier- oder Pflanzenart. Nur wenn dieser Turm des Lebens stehen bleibt, können wir Menschen gesund und sicher leben. Aber je mehr Steine aus dem Turm herausgeschlagen werden, sprich je mehr Arten aussterben, umso instabiler wird er. Die neue Rote Liste zeigt, wie sehr der Turm des Lebens wackelt. Nur wenn wir die Natur besser schützen, können wir verhindern, dass dieser Turm zusammenbricht."
Sagt WWF-Artenschutz-Expertin Anne
Hier zeigen wir dir einige besonders bedrohte Arten

Der Tiger ist weiter stark gefährdet. Die Großkatze ist vor allem durch Wilderei bedroht. Außerdem schrumpft ihr Lebensraum weiter, weil Wälder gerodet und in Ackerflächen umgewandelt werden. Zugleich gibt es für sie immer weniger Beutetiere wie etwa Wildschweine und Wildrinder. Zwischen 3.726 und 5.578 Tiger sollen noch in freier Wildbahn leben, sagt die Weltnaturschutzunion IUCN.

Der wandernde Monarchfalter wurde als stark gefährdet eingestuft. Die Wanderung der orangenen Schmetterlinge von Kanada und den USA nach Mexiko und Kalifornien ist in Gefahr: Vor allem der westliche Bestand steht vor dem Aus. Von geschätzten 10 Millionen Schmetterlingen dort in den 1980er Jahren gibt es heute nur noch um die 1.900. Zuviel Giftstoffe in der industriellen Landwirtschaft und der Klimawandel sind wohl die Hauptgründe für das Verschwinden der Falter.

Störe sind Knochenfische, die wandern. Alle weltweit noch lebenden 26 Arten sind akut gefährdet, fast zwei Drittel davon sogar vom Aussterben bedroht. Ein Grund ist, dass immer weniger Flüsse frei fließen können. Das ist ganz schlecht für Wanderfische. Ein weiterer Grund ist, dass das Fleisch der Störe und vor allem ihre Eier, der Kaviar, oft illegal gehandelt werden. Inzwischen sind bei uns in der Elbe wieder Europäische Störe angesiedelt worden. Das macht Hoffnung.
Was ist die Rote Liste?
Die Rote Liste zeigt, welche Tier- und Pflanzenarten bedroht sind – und wie stark sie bedroht sind.
Wer macht die Rote Liste?
Die Rote Liste für die gefährdeten Tier- und Pflanzenarten auf der ganzen Welt wird von der Weltnaturschutzunion (IUCN) herausgegeben.
Außerdem gibt es eine Rote Liste für bedrohte Tier- und Pflanzenarten nur in Deutschland, die führt das Bundesamt für Naturschutz in Bonn. Auch jedes Bundesland wie Bayern oder Niedersachsen hat eine eigene Rote Liste.

Viele Fachmenschen sowie freiwillige Helferinnen und Helfer zählen oder schätzen regelmäßig die Bestände von Tierarten und Pflanzenarten und schreiben das in Listen auf. Die vergleichen sie dann mit den alten Listen. Dann sehen sie, ob es mehr oder weniger Tiere oder Pflanzen einer Art gibt.
Wozu wird die Rote Liste verwendet?

Die Rote Liste macht auch Politikerinnen und Politikern klar, welche Tierarten und Pflanzenarten sie künftig besser durch das Gesetz schützen müssen. Gesetzlich geschützte Pflanzen dürfen dann zum Beispiel nicht mehr gepflückt werden. Und wo gefährdete Tiere leben, darf nicht mehr so einfach eine Straße gebaut werden.
Warum sind Arten überhaupt bedroht?

Sind alle Arten gleich bedroht?
Nein, es gibt Unterschiede. Manche Arten sind nur leicht gefährdet, andere sind vom Aussterben bedroht. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben die Bedrohung einer Art deshalb in verschiedene Stufen eingeteilt.
Dafür untersuchen sie zum Beispiel die Größe des Bestandes einer Art, wie gut und schnell sich die Tiere oder Pflanzen vermehren können, wie sie verbreitet sind (in vielen Gebieten oder nur noch in wenigen kleinen "Inselchen") und wie rasch der Bestand schrumpft.
Wie gefährdet genau jede untersuchte Art ist, steht dann in der Roten Liste. Die wird regelmäßig überprüft und erneuert.
Das bedeuten die Gefährdungsstufen:








Hier noch mehr Beispiele für bedrohte Tierarten

Der Waldelefant (Bild oben) ist „vom Aussterben bedroht“. Seine Bestände sind in rund 30 Jahren um mehr als vier Fünftel zurückgegangen. Der Afrikanische Savannenelefant gilt als „stark gefährdet“. Seine Bestände schrumpften um drei Fünftel in 50 Jahren. Viele der Dickhäuter wurden Opfer der Wilderei.

Zahlreiche Echsen, Geckos und Schildkröten sind immer mehr bedroht. Dazu gehört zum Beispiel Cantors Riesenweichschildkröte oder die Riesen-Erdschildkröte. Beide sind jetzt "vom Aussterben bedroht". Auch die Lederschildkröte (im Bild) bleibt weiter gefährdet, zum Beispiel durch herumtreibende Fischernetze, in denen sie sich verheddert. Wenn ein Tier Glück hat und rechtzeitig entdeckt wird, kann es von helfenden Händen befreit werden.

Schlechter geht es auch dem Komodowaran (Bild oben). Die Art wird nun als „stark gefährdet“ bewertet. Mit einer Körperlänge von maximal drei Metern und einem Gewicht von mehr als 70 Kilogramm ist er einer der größten Echsen der Erde.


Von fast 1200 Haien- und Rochenarten sind ein Drittel vom Aussterben bedroht – zum Beispiel der Weiße Hai und der Geigenrochen. Vor rund 10 Jahren war es erst ein Viertel aller Hai- und Rochenarten.
Überfischung ist der Hauptgrund für den Rückgang der Bestände, aber auch zerstörte Lebensräume und die Klimakrise machen den Fischen zu schaffen. Haie und Rochen leben schon seit 450 Millionen Jahren auf der Erde.

Von 107 Lemurenarten sind 103 bedroht, darunter das Aye-Aye (Bild oben) – weil sie gejagt und ihre Wälder für Landwirtschaft gerodet werden. Die meisten Lemurenarten leben auf der Insel Madagaskar.

Bei uns in Deutschland und der EU sind die Feldhamster streng geschützt. Doch die kleinen Nager bekommen immer weniger Nachwuchs. Das liegt vermutlich an der industriellen Landwirtschaft m it den großen Maschinen und dem vielen Dünger, vielleicht aber auch an zu viel Nachtlicht in dicht besiedelten Gebieten.

Jede neue Rote Liste zeigt: Wir müssen das Artensterben stoppen. Eine intakte Natur ist ganz wichtig für uns Menschen. Deshalb fordert der WWF alle Staaten der Welt auf, bis zum Jahr 2030 unsere biologische Vielfalt so zu schützen, dass keine Arten mehr aussterben. Zugleich muss rund ein Drittel der Erde, die wichtigsten Lebensräume der meisten Arten, unter Schutz gestellt werden.
Manchmal gibt es auch gute Nachrichten
2018 gab es neben Verlierern auch einige Gewinner unter den Arten:
Wie viele Arten gibt es?
147.500 Tier- und Pflanzenarten wurden für die aktuelle Rote Liste untersucht. Doch es gibt sehr viel mehr: Rund zwei Millionen Tier- und Pflanzenarten sind bereits wissenschaftlich beschrieben. Vermutlich gibt es sogar noch viel mehr, die noch nicht entdeckt sind.
Du siehst: Von den allermeisten Arten auf der Welt wissen wir also gar nicht, ob und wie sie bedroht sind. Meist sind es kleine wie Insekten, doch die können auch ganz schön wichtig sein – wie die Bienen.
Leider sind immer mehr Arten gefährdet und viele sind bereits ausgestorben wie der berühmte Tasmanische Wolf (im Bild).

Deshalb versuchen Naturschützerinnen und Naturschützer wie vom WWF mit ihrer Arbeit, möglichst viele Arten vor dem Aussterben zu bewahren. Dabei hilft ihnen die Rote Liste der gefährdeten Arten.