Wildbienen

Bienen sind nicht alle gleich: Allein in Deutschland gibt es etwa 600 Wildbienenarten – weltweit sogar mehr als 20.000 unterschiedliche Arten! Welche Wildbienenarten kennst du?

Willkommen in der Welt der Wildbienen

Wilde Vielfalt

© Martin Dohrn / WWF

Wildbienen gibt es von pummeligen Hummeln bis hin zu schlanken Furchenbienen in einer großen Formenvielfalt. Manche sind schwarz-gelb gestreift, andere eher bräunlich oder rötlich. Einige sind pelzig behaart, andere fast haarlos. Es gibt Wildbienen, die sind nur 4 Millimeter klein, andere sind bis zu 3 Zentimeter groß. Wir stellen dir hier die interessantesten Arten vor.

Die Rote Mauerbiene im Bild oben ist als eine der ersten Wildbienen draußen unterwegs, sobald im Frühling die Krokusse und Hyazinthen zu blühen beginnen. Sie ist dafür bekannt, nicht besonders wählerisch zu sein, wenn sie einen Nistplatz sucht. Sie nutzt dafür Risse in Mauern, kleine Gänge in Totholz, winzige Felshöhlen, aber auch künstliche Nisthilfen aus Holz, Bambus oder Schilf.

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Die Stängel-Blattschneiderbiene ist sehr selten. Sie legt ihre Nester in Pflanzenstängeln an. Dafür nagt sie ein kleines Loch in die Seitenwand eines Stängels, der als Eingang zum Nest dient. Die einzelnen Brutzellen werden mit Blättern und Blüten ausgekleidet.

Die Ackerhummel lebt in Völkern von bis zu 150 Bienen. Da sie einen dicken Pelz haben, fliegen sie schon bei kühleren Temperaturen als viele andere Wildbienen (zum Teil schon ab 6 Grad Celsius). Sie sind bereits am Anfang des Frühlings draußen unterwegs, sobald es nicht mehr friert. Ackerhummeln haben einen langen Saugrüssel, mit dem sie auch den Nektar aus sehr langen Blüten schlürfen können.

© Ola Jennersten / WWF
© Florian Lauer / WWF

Bei den meisten Wildbienenarten kümmern sich die Weibchen allein um ihren Nachwuchs. Bei der Gelbbindigen Furchenbiene errichten die weiblichen Bienen im Frühling zusammen ein Nest. Die größte Biene übernimmt die Funktion der Königin. Sie bleibt im Nest und legt als einziges Weibchen Eier. Die anderen Bienen sammeln Pollen und Nektar als Vorräte für den Nachwuchs. Im Bild siehst du die bevorzugte Pollenpflanze dieser Biene, die Skabiose.

 

Die Blauschwarze Holzbiene ist mit bis zu 28 Millimetern Länge die größte heimische Wildbiene und wird deshalb häufig für eine Hummel gehalten. Sie bohrt mit ihren Kauwerkzeugen kleine Höhlen in morsches Holz, um dort die Brutzellen für ihre Eier anzulegen. Dabei entsteht sogar richtiges Sägemehl!

 

© Florian Lauer / WWF
© Ola Jennersten / WWF

Dunkle Erdhummeln leben in großen Gruppen von bis zu 600 Tieren zusammen, auch Hummelvölker genannt. Sie bauen ihre Nester unter der Erde. Manchmal nutzen sie dafür verlassene Nester anderer Tiere, zum Beispiel von Mäusen.

 

Die Goldene Schneckenhausbiene baut ihre Nester in leere Schneckenhäuser. Die großen Häuser der Weinbergschnecken nutzt sie besonders häufig.

© Ola Jennersten / WWF

Die Riesenblutbiene gehört zu den Kuckucksbienen. Sie dringt in die Nester der Frühlings-Seidenbiene ein und legt ein Ei. Sobald die Larve der Riesenblutbiene geschlüpft ist, frisst sie das Ei oder die Larve des Wirtes und ernährt sich von dem Nektar- und Pollenvorrat, den zuvor die Frühlings-Seidenbiene angelegt hat.

Schon gewusst?

Rund ein Viertel aller Wildbienen in Deutschland gehört zu den Kuckucksbienen, die ihre Eier in fremde Bienennester legen.

Wer summt denn da?

Wildbiene?

Wespe?

Oder Schwebfliege?

Die drei Insekten sehen auf den ersten Blick oft ähnlich aus. Einige Bienen sehen den Wespen sogar so ähnlich, dass sie den Namen Wespenbienen tragen. Doch wenn du genauer hinschaust, kannst du erkennen, welches Tier da unterwegs ist.

Unterschiede Schwebfliegen zu Bienen und Wespen

  1. Schwebfliegen haben nur zwei Flügel. Bienen und Wespen haben vier Flügel. Warum das oft schwer zu sehen ist, liest du weiter unten im Bauplan der Natur.
  2. Schwebfliegen haben eher kurze Fühler. Bei Bienen und Wespen sind die Fühler länger.

Unterschiede zwischen Bienen und Wespen

  1. Farbe: Wespen sind gelb-schwarz gestreift. Bienen sind etwas dunkler als Wespen, ihr Gelb ist mehr bräunlich.
  2. Form: Wespen haben einen länglichen, schlanken Körper und eine erkennbare schmale „Wespentaille“ in der Mitte ihres Körpers. Bienen sind dagegen rundlicher und haben einen haarigen Pelz.

So leben Wildbienen

© Ola Jennersten / WWF

Wildbienen ernähren sich ausschließlich von Nektar und Pollen, also von Blütensaft und Blütenstaub. Mit ihrem kleinen Rüssel schlürfen sie Nektar aus Blüten (Bild oben). Pollen sammeln sie vor allem, um ihren Nachwuchs zu versorgen (Bild unten, an den Beinen und dem ganzen Körper).

© Martin Dohrn / WWF

Viele Wildbienen sind auf die Pollen einer Pflanzenart spezialisiert, hier im Bild ist es Löwenzahn. Andere Wildbienen können die Blüten vieler unterschiedliche Arten anfliegen.

Schon gewusst?

Ohne Bestäubung gäbe es kein Obst und kein Gemüse. Bei uns in Deutschland, aber auch auf der ganzen Welt sind Wildbienen wichtige Bestäuber! Gibt es zu wenig Wildbienen, müssen die Pflanzen aufwändig künstlich bestäubt werden, wie zum Teil in China (Bild).

© GreenSeven2015
© Ola Jennersten / WWF

Die meisten Wildbienen leben allein

Die Weibchen bauen die Nester für ihren Nachwuchs und versorgen diesen ohne die Hilfe anderer Bienen. Es gibt allerdings auch Ausnahmen. Hummeln und einige Furchenbienen leben in großen Völkern zusammen und teilen Aufgaben untereinander auf, ähnlich wie Honigbienen.

Nester für den Nachwuchs

Wildbienenweibchen bauen für ihren Nachwuchs Nester in hohlen Pflanzenstängeln, Erdlöchern oder morschem Holz. Sie errichten dort mehrere kleine Räume für ihre Eier. Diese Räume werden Brutzellen genannt.

© Ola Jennersten / WWF Schweden
© Martin Dohrn / WWF

Die Bienen geben zuerst etwas Brei aus Pollen und Nektar in eine Zelle, legen dann ein Ei hinein und verschließen die Zelle mit zerkauten Pflanzenteilen, Lehm und Sand. Direkt daran wird die nächste Zelle gebaut. Die Eier im Nest entwickeln sich erst zu Larven. Diese ernähren sich von den Pollenvorräten. Dann werden sie zu Puppen mit Kokon. Die meisten schlüpfen erst im nächsten Jahr als Wildbienen.

Bauplan der Natur

© Toby Dahmen / WWF

Beispiel Rote Mauerbiene: 8 bis 13 Millimeter groß, 0,1 Gramm schwer. Männchen sind kleiner als die Weibchen. Sie haben keinen Stachel am Hinterleib, keine Hörnchen auf der Stirn und lange graue Haare im Gesicht, die fast wie ein Bart aussehen.

Erkennst du die drei Teile der Roten Mauerbiene? Es sind Kopf, mittlerer Körperteil und Hinterleib.

Der ganze Bienenkörper ist von einem dünnen harten Panzer überzogen. Er ist außerdem mit feinen Haaren bedeckt, an denen der Blütenpollen hängenbleibt. Durch ihre graubraunen Brusthaare unterscheidet sich die Rote Mauerbiene von der Gehörnten Mauerbiene und der Schneckenhaus-Mauerbiene, denen sie ansonsten sehr ähnlich sieht.

Auf dem Rücken befinden sich zwei Vorderflügel und zwei kleinere Hinterflügel. Aber oft erkennt man nur zwei Flügel, weil auf beiden Seiten Vorder- und Hinterflügel mit kleinen Häkchen miteinander verbunden sind und dann so aussehen, als wäre es auf jeder Seite nur je ein Flügel.

Auf der Stirn der Roten Mauerbienen sitzen drei unbewegliche Punktaugen. Damit können sie hell und dunkel unterscheiden.

 

Beide Augen der Roten Mauerbiene sind jeweils aus 6.000 einzelnen Augen zusammengesetzt. Dadurch nehmen die Wildbienen ihre Umgebung wie ein Bild aus vielen Pixeln wahr.

Bienen sehen auch Farben anders als wir Menschen. Rot sieht für sie aus wie Schwarz und Grün wie Grau. Außerdem können sie 14 verschiedene Weißtöne erkennen.

Bienen haben keine Nase. Stattdessen riechen sie mit ihren zwei Fühlern. Diese können sie bewegen und dadurch feststellen, aus welcher Richtung ein Duft kommt.

Am Mund der Wildbiene befindet sich ein kleiner Saugrüssel, der ein- und ausgeklappt werden kann.

Wie alle Insekten haben auch die Roten Mauerbienen sechs Beine, die paarweise angeordnet sind. Ihre Vorderbeine benutzen sie auch, um Fühler, Mundwerkzeuge und Augen zu putzen. Dafür haben sie an den Enden der Vorderbeine kleine Putzscharten.

Schon gewusst?

Die meisten allein lebenden Wildbienen, wie die Rote Mauerbiene, sind sehr friedlich und verteidigen ihre Nester nicht. Deshalb ist es auch ungefährlich, wenn sie zum Beispiel auf eurem Balkon in eine Nisthilfe einziehen.

© Ola Jennersten / WWF

Heimische Wildbienen in Not

© Ola Jennersten / WWF

Etwa ein Drittel aller in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten gilt als bedroht. 40 Arten sind bereits ganz verschwunden. Was bringt sie in Not?

Erderhitzung

Einige Insektenarten kommen mit den steigenden Temperaturen gut zurecht, andere leiden darunter. Zum Beispiel Hummeln: Bei starker Hitze gibt es weniger von ihnen.

© naturepl.com
Mirko Pannach / WWF

Fehlende Lebensräume

Wildbienen fühlen sich dort wohl, wo die Natur vielfältig ist: Wo es blühende Pflanzen, Hecken, Totholz, offene Erdflächen, Sand- und Steinhaufen gibt. Doch diese Lebensräume werden in Deutschland immer seltener. Immer mehr Natur muss landwirtschaftlichen Flächen, Siedlungen, Straßen und Industrie weichen.

Gift auf den Feldern

Auf vielen Feldern und Obstwiesen der Landwirtschaft werden Pestizide gesprüht, um die Pflanzen vor Krankheiten und Insekten zu schützen. An diesen Giften erkranken und sterben auch viele Wildbienen. Die Pestizide verhindern außerdem, dass Wildpflanzen nachwachsen, von denen die Bienen sich und ihren Nachwuchs ernähren können.

© Sam Hobson / WWF

Zu wenig Futter

Auf den meisten landwirtschaftlichen Flächen gibt es deshalb kaum noch Wildkräuter und Hecken. Außerdem werden oft die immer gleichen Pflanzen wie Getreide und Mais angebaut. Dadurch fehlt es an Nahrung für Wildbienen und andere Insekten.

Ein Blütenmeer am Fluss

Der WWF im Einsatz
© Paul Rogers / WWF

Wildbienen werden in ganz Deutschland immer seltener. Der WWF Deutschland setzt sich in verschiedenen Projekten für den Schutz der wertvollen Insekten und den Erhalt ihrer Lebensräume ein. Eines der Projektgebiete liegt im Biosphärenreservat Mittlere Elbe.

Dort haben wir 2001 unser größtes deutsches Naturschutzprojekt gestartet. Das Projektgebiet ist rund 13.000 Hektar groß. Das entspricht der Fläche von etwa 18.500 Fußballfeldern!

Unser Plan

© Ralph Frank / WWF

Wir möchten, dass auch in Zukunft noch viele verschiedene Wildbienenarten und andere Insekten in Deutschland heimisch sind. Damit sie geeignete Nistplätze und genügend Nahrung für sich und ihren Nachwuchs finden, legen wir große Wildblumenwiesen an. Einige davon entstehen an der Mittleren Elbe.

Was ist da los?

Im Projektgebiet

fließt die Elbe in weiten Bögen durch ein flaches, breites Tal.

Dort gibt es Auenwälder und Auenwiesen, aber auch trockene Dünen, Sandbänke und zahlreiche kleine Bäche und Nebengewässer.

An und in der Mittleren Elbe leben viele seltene Tierarten, wie zum Beispiel Elbebiber, Fischadler, Schwarzstörche und Moorfrösche.

Dort summen auch rund 200 verschiedene Wildbienenarten.

Was macht der WWF im Projektgebiet?

Wir pflanzen heimische Bäume, damit neue Auenwälder entstehen und wir wandeln Ackerland in Auengrünland um.

Für die Wildbienen säen wir auf großen Auenflächen heimische Blütenpflanzen. Dort können Wildbienen Nistplätze und Nahrung für sich und ihren Nachwuchs finden.

Wir legen außerdem Deiche zurück und geben so dem Fluss wieder die Möglichkeit, umliegende Flächen zu überschwemmen.

Mehr über Honigbienen und Bestäubung
© Ola Jennersten / WWF

Du willst noch mehr über Wildbienen erfahren?

Für WWF Junior Mitglieder ab 8 Jahren gibt es weitere spannende Infos im neuen WWF Junior Magazin 2/24.

Insekten-Experte Florian verrät dir, ob Wildbienen gefährlich sind und wie du sie von Schwebfliegen unterscheiden kannst.

Außerdem zeigen wir dir, wie du Blüten-Konfetti für Wildbienen machst und wie du für Sandbienen mit einer Kiste oder einem großen Topf ein Sandarium baust. Wir wünschen dir viel Spaß dabei!

Das Magazin für Minis: Wer summt denn da?

Insekten-Experte Florian sagt dir, warum Bienen summen und ob Wildbienen stechen können.

Dazu gibt es gleich zwei passende Bienen-Rätsel im Heft. Außerdem haben wir zwei bunte Basteltipps für dich, bei denen es um große Blumen und sogar um ein ganzes Blütenmeer geht. Sei gespannt!

© Ola Jennersten / WWF
Hallo, Großer Panda