Baumeister Biber

Er ist das größte Nagetier Europas und ein ausgezeichneter Schwimmer und Taucher. Am wohlsten fühlt sich der Biber im flachen Wasser der Flussauen. Warum ist das so und wozu baut er Dämme? Lass dich überraschen.

Der Biber gehört zu den wenigen Tieren, die ihren Lebensraum aktiv verändern können.
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Aus Zweigen, Baumstämmen und Schlamm errichtet er in Böschungen von Bächen, Flüssen und Weihern prächtige Burgen und stabile Dämme. Vor allem in Flussauen findet er dazu gut geeignete Bäume mit weichem Holz zum Bauen. Deren Rinde verputzt er zugleich als leckere Mahlzeit – genauso wie junge Zweige mit Knospen sowie Kräuter.

Die Biberburg

S. Meyers / Blickwinkel

Obwohl sich der Biber im Wasser pudelwohl fühlt, braucht auch er einen trockenen Rückzugsort für sich und seine Familie. Das ist die Biberburg. Bei allen Bauten liegt der Zugang zum Wohnkessel unter Wasser. Das hält Feinde wie Seeadler oder Fuchs ab.

Hierfür gräbt der Biber einen mehrere Meter langen Gang in die Uferwand, der schließlich im Wohnkessel endet. Diese Behausung liegt knapp über dem Wasserspiegel, um sie trocken zu halten. Biberburgen sind bis zu 60 Zentimeter hoch, haben einen Durchmesser bis zu 1,20 Meter und werden innen mit abgenagten Holzspänen ausgepolstert.

D. Beyer

Der Erdbau

Liegt das Ufer mindestens 1,5 Meter über dem Wasserspiegel, ist genügend Platz, um den Wohnkessel komplett unter der Erde anzulegen. Nur an einer Stelle legt der Biber ein kleines Luftloch an.

 

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Der Mittelbau

Ist das Ufer flacher, reicht die Erdschicht meist nicht aus, um den Wohnkessel komplett zu umgeben. In diesem Fall erstellt der Biber ein Dach aus Ästen und Zweigen.

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Die Biberburg

Sie ist das Meisterwerk eines Bibers. Hier liegt der Wohnkessel komplett unter einem selbst errichteten Haufen aus Ästen und Zweigen.

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Der Biberdamm

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Findet ein Biber entlang eines Bachs oder Flusses ein passendes Plätzchen für eine Burg, baut er einen Damm aus Ästen, Baumstämmen und Steinen. Damit verlangsamt er den Abfluss des Wassers oder verhindert ihn sogar. Durch den Stau steigt der Wasserspiegel.

 

 

© Greg Armfield / WWF UK
© Greg Armfield / WWF UK

Damit erreicht der Biber, dass der Eingang zu seinem Bau unter Wasser liegt. Zugleich erweitert er so seinen Lebensraum, um im Wasser schwimmen zu können – oder um über das Wasser besser an Futterquellen zu kommen, die vor dem Bau noch abseits vom Ufer lagen.

Das Baumaterial holt sich der Biber aus den Auenwäldern entlang der Ufer – mit seinen Zähnen und Vorderfüßen, mit denen er wie mit Händen greifen kann. In nur fünf Minuten kann der Biber einen etwa acht Zentimeter dicken Baum fällen.

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Schon gewusst?

Der längste Biberdamm der Welt ist sogar aus dem All zu sehen. Er liegt in Kanada, ist etwa 850 Meter lang und wurde von mehreren Bibergenerationen erbaut.

Biber gehören zu den Säugetieren

Genauer: zur Ordnung der Nagetiere. Es gibt zwei Arten:

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den Europäischen Biber, der bis zu einen Meter lang und etwa 25 Kilogramm schwer wird,

und den Kanadischen Biber mit bis zu 1,40 Meter Länge und 35 Kilogramm Körpergewicht (etwa so schwer ist ein 12-jähriges Kind). Beide Arten können in freier Wildbahn bis zu 20 Jahre alt werden.

 

H. Schulz / Blickwinkel

Bauplan der Natur

© Ralph Frank / WWF
© blickwinkel / McPHOTO / A. Schauhuber

Die Nagezähne des Bibers – sie sitzen vorne wie deine Schneidezähne – sind bis zu 3,5 Zentimeter lang und etwa 8 Millimeter breit. Im Zahnschmelz ist Eisen enthalten, das die Zähne nicht nur besonders hart macht, sondern auch orange färbt. Damit fällt der Biber bis zu einen Meter dicke Baumstämme. Glücklicherweise wachsen die Zähne stetig nach.

Sein Schwanz ist haarlos, geschuppt, etwa handtellerbreit und bis zu 35 Zentimeter lang. Der Biber benutzt ihn als Fettspeicher und im Wasser als Ruder. Wenn er mit dem Schwanz laut auf das Wasser klatscht, warnt er damit seine Familie vor Feinden.

© Ralph Frank / WWF
© Chris Martin Bahr / WWF

Das dichte Fell muss gut gepflegt werden. Täglich putzt und fettet der Biber sein Fell, das ihn vor Wasser und vor winterlicher Kälte schützt. Das Fett für die Fellpflege produziert er in kleinen Drüsensäckchen an seinem Hinterteil.

Schon gewusst?

Ein Biber hat sehr dickes Fell: Während bei Menschen auf dem Kopf etwa 600 Haare auf einer Fläche von 1 x 1 Zentimeter wachsen, sind es beim Biber bis zu 23.000 Haare auf der gleichen Fläche!

Der Biber hat außerdem

Schwimmhäute zwischen den Zehen der Hinterfüße zum schnellen Schwimmen im Wasser.

Kleine Ohren und eine Nase, die der Biber beim Tauchen verschließen kann.

Tasthaare über Lippen und Augen, mit denen er sich auch im trüben Wasser gut zurechtfindet.

Vorderfüße mit fünf kräftigen Zehen zum Graben oder Greifen von Ästen.

Achtung, Verwechslung möglich!

© Ralph Frank / WWF

Die Nutria oder Biberratte sieht von weitem genauso aus wie ein Biber. Der deutlichste Unterschied ist der drehrunde Schwanz der Nutria: Er sieht aus wie bei einer großen Ratte. Zweiter erkennbarer Unterschied: Beim Schwimmen ist meist der Rücken mit Schwanz sichtbar. Die Nutria hat außerdem deutlich weiße Barthaare und wird höchstens 65 Zentimeter groß.

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Der Biber hat einen breit abgeplatteten Schwanz. Beim Schwimmen schaut meist nur der Kopf heraus, Rücken und Schwanz nicht. Der Biber wird bis zu einen Meter groß.

Die Biber-Familie

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Biber paaren sich von Dezember bis April unter Wasser. Nach gut 100 Tagen kommen dann 1 bis 4 Junge meist im Mai bis Juli zur Welt. Sie sind bereits behaart, haben die Augen offen und können sofort schwimmen.

Die Jungen leben mit ihren Eltern zwei bis drei Jahre im gleichen Revier. Dann verlassen sie die Heimat und suchen sich ein eigenes Revier – und eine Partnerin oder einen Partner. Biberpaare bleiben ein Leben lang treu.

 

Biber fressen im Sommer vorwiegend Kräuter, auch Seerosen oder Ackerfrüchte wie den Mais. Im Winter leben sie von Zweigen und Baumrinde. Diese holen sie sich von den Baumstämmen, die sie im Herbst gefällt und vor dem Eingang ihres Baus gelagert haben.

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Für den Winter schafft der Biber beizeiten Äste in das Gewässer an seinem Bau. Da es im Biberbau stets warm bleibt, friert der Eingang auch bei Minusgraden nicht zu – und der Biber kann unter dem Eis zu Ästen tauchen, diese in seinen Bau bringen und dort verputzen.

Gefahren für Biber

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Flüsse wurden verbaut: In den letzten 200 Jahren wurden die meisten großen Flüsse vertieft und begradigt. Wie der Rhein im Bild: Dort rauscht das Wasser auf weiten Strecken schnell und ohne Hindernisse, sodass auch große Transport- und Containerschiffe weite Strecken in immer kürzerer Zeit zurücklegen können. Für Biber gibt es in solchen Wasserstraßen keinen Platz. Ihre Lebensräume, die Flussauen, verschwanden größtenteils.

© Ralph Frank / WWF

Vor rund 200 Jahren flossen die meisten deutschen Flüsse noch ganz natürlich durch die Landschaft. Sie waren breiter und flacher und flossen langsam in großen Schlingen über weite Ebenen. An ihren Ufern gab es Strände,Wiesen und dichte Auenwälder, in denen unzählige Tiere und Pflanzen zu Hause waren.

Der Biber wurde gejagt: wegen seines Pelzes, seines Fleisches und seines Drüsensekrets. Erst als der Biber in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Europa und Asien fast ausgerottet war, wurde er unter Schutz gestellt.

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Wie der WWF dem Biber hilft

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Inzwischen ist der Biber in manche alten Reviere zurückgekehrt – auch mit WWF-Hilfe wie an der Mittleren Elbe. Dort haben Naturschutz-Teams Deiche zurückgebaut, ausgetrocknete Auen und Altarme des Flusses wieder unter Wasser gesetzt und damit wieder mehr natürliche Lebensräume für den Biber geschaffen.

Heute leben in ganz Deutschland wieder rund 40.000 Biber. Nicht nur an der Mittleren Elbe, sondern auch in der Uckermark, im Spessart, in der Rhön, in der Eifel, im Emsland, im Saarland oder in Mecklenburg-Vorpommern. Der Gesamtbestand in Europa wird auf mehr als 500.000 Biber geschätzt.

Immer mehr Biber kehren sogar in größere Flüsse zurück, wenn sie wieder ein Stück weit natürlich fließen dürfen. Vielleicht auch in deiner Nähe? Schau mal am Ufer nach, ob du die Nagespuren eines Bibers findest.

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