Landwirtschaft entdecken

Traktoren, Tiere und noch viel mehr: in der Landwirtschaft gibt es viel zu entdecken für Klein und Groß. Wir erklären, wie Landwirtschaft für die ganze Familie erlebbar wird und warum nachhaltige Landwirtschaft wichtig für gesunde Lebensmittel und artenreiche Lebensräume ist.

© Joe Buglewicz / WWF US

Gemeinsam über Landwirtschaft lernen  

Landwirtschaft ist wichtig für uns alle, denn hier werden unsere Lebensmittel produziert. Doch einige Menschen waren noch nie auf einem Bauernhof und haben keine genaue Vorstellung vom Säen, Wachsen, Ernten, von der Milchwirtschaft oder den Lebensbedingungen der Tiere. Naturliebhaber:innen stellen sich die Frage, wie Umweltschutz und Landwirtschaft zusammenpassen. 

In der Stadt ist Landwirtschaft kaum sichtbar. Aber auch im ländlichen Raum haben viele Menschen den Bezug zur Landwirtschaft verloren und wissen nicht mehr, welche Bedeutung die Landwirtschaft für uns hat. Die Folge ist, dass oft Produkte auf dem Esstisch landen, die aus fernen Ländern importiert oder stark verarbeitet sind.  

Unser Tipp

Achtet darauf, möglichst regional und saisonal einzukaufen: Spargel und Erdbeeren im Frühling, Möhren und Kirschen im Sommer, Äpfel und Kohl im Herbst und Winter und vieles mehr. So lebt ihr nicht nur nachhaltiger, sondern unterstützt auch lokale Bauern und Bäuerinnen. Wusstet ihr, dass euch saisonales Obst und Gemüse mit mehr Vitaminen und Mineralstoffen versorgt? Ein weiterer Grund, warum ihr euch mit dem Thema auseinandersetzen solltet!

In Deutschland müssen seit Jahren immer mehr landwirtschaftliche Betriebe aufgeben. Aber Landwirtschaft bei uns ist wichtig: So haben wir kurze Lieferketten, stärken die lokale Wirtschaft und die Wertschöpfung, schützen regionale Kulturlandschaften und ländliche Strukturen und sorgen dafür, dass landwirtschaftliche Betriebe resilienter werden.  

Darüber hinaus steuern wir durch unser Kauf- und Essverhalten bewusst mit, dass unsere regionale Lebensmittelproduktion auch zukünftig gesichert ist und Landwirtschaft immer nachhaltiger wird.  

Am besten entdeckt ihr als Familie die Landwirtschaft mit all euren Sinnen und versteht selbst, wie gesunde, saisonale und umweltverträgliche Lebensmittel produziert werden.  

Ihr wollt mehr tun?

Dann schließt jetzt eine Familienmitgliedschaft ab und fördert die Projekte des WWF in Deutschland und der ganzen Welt.

Wie wird Landwirtschaft erlebbar?

Einblicke in die Landwirtschaft schaffen
© Clay Bolt / WWF US

Landwirtschaft als Familie entdecken

Einblicke in die Landwirtschaft zu schaffen ist gar nicht so schwer! Hier haben wir euch zahlreiche Ideen zusammengestellt. Los geht's und viel Spaß dabei, mehr über eure regionale Landwirtschaft zu erfahren.

Zusammen lesen und lernen

Gerade Kinder finden Landwirtschaft spannend. Deshalb gibt es viele tolle Sachbücher und Kindersendungen rund um Landwirtschaft. Hier können Kinder und Erwachsene viel Interessantes und Überraschendes lernen. Das Spektrum reicht von Bilderbüchern für Kleinkinder bis hin zu Sachbüchern und Filmen mit Einblicken in viele Aspekte der Landwirtschaft bis hin zu industriellen Produktionsprozessen. 

© GettyImages

Direkt bei regionalen Betrieben einkaufen

Ein erster Kontakt mit der Landwirtschaft kann euch schon der regelmäßige Wocheneinkauf bieten. Vielleicht besucht ihr das nächste Mal statt eines Supermarkts einen Hofladen oder kauft auf dem Markt direkt bei den Produzent:innen. Dort bekommt ihr ein Gefühl für regionale Produkte, könnt Fragen stellen und oft sogar das Gelände erkunden. 

Bestellt euch als Familie eine Obst- und Gemüsekiste im Abo: Wöchentlich oder alle 14 Tage bekommt ihr dann an die Haustür geliefert, was auf den Feldern eurer Umgebung gerade geerntet wird. Ihr unterstützt regionale Betriebe und lernt auch Sorten kennen, die ihr vielleicht sonst wenig nutzt – und oft gibt es Rezept-Ideen, Lagerungs- und Verarbeitungstipps direkt dazu.  

© Arnold Morascher / WWF

Aktiv an regionalem Landwirtschaftsbetrieb beteiligen

In immer mehr Regionen könnt ihr euch auch direkt an einem Betrieb der solidarischen Landwirtschaft beteiligen. Dabei finanziert eine Gruppe von Haushalten die nachhaltige Produktion von Lebensmitteln (vor), trägt gemeinsam das Risiko und unterstützt so den Betrieb und erhält am Ende die Erträge und die Ernte. Ihr steigt intensiv in die Rahmenbedingungen für Landwirtschaft ein, erfahrt, was Lebensmittel wirklich kosten und seid eng mit einem landwirtschaftlichen Betrieb verbunden, den ihr natürlich auch regelmäßig besuchen könnt und teilweise mithelft. 

© GettyImages

Obst und Gemüse selber ernten

Geht doch im Frühsommer einmal gemeinsam Erdbeeren pflücken! Viele Höfe bieten in der Saison an, dass Erdbeeren oder andere Obst- und Gemüsesorten und Blumen, selbst geerntet oder geschnitten werden können. Frischer geht es nicht und es macht der ganzen Familie Spaß! 

Patenschaft übernehmen

Einige Bauernhöfe bieten Patenschaften für Bäume oder Blumenwiesen an, um die Natur und das Wohl wichtiger Insekten zu fördern. Bei regelmäßigen Besuchen könnt ihr sehen, was eure Patenschaft bewirkt. Ihr werdet staunen, wie schnell euer Baum wächst oder wie viele Bienen um die gesäten Blumen herumschwirren.

© Chris Linder / WWF US

Urlaub auf dem Bauernhof machen

Aber auch als Ausflugs- oder Urlaubsziel eignen sich Bauernhöfe: viele landwirtschaftliche Betriebe richten sich auf Besuchende und Urlauber ein. Manche sind vielleicht mehr Touristen-Attraktion, bei anderen könnt ihr echte Landwirtschaft erleben. Aber fast überall können Familien Einblicke bekommen, landwirtschaftliche Maschinen kennenlernen, Tiere live erleben und vielleicht beim Füttern und anderen Arbeiten helfen. Das macht der ganzen Familie Spaß, ist spannend und entspannend und ihr werdet außerdem mit ganz frischen und leckeren Lebensmitteln belohnt! 

Mit dem WWF Camp auf den Bauernhof

Unter dem Motto “Brutzeln, was beim Bauern wächst” können Kinder und Jugendliche von 7 bis 13 Jahren mit dem WWF Junior Camp eine Woche auf dem Bauernhof verbringen. Eine lebendige und abwechslungsreiche Ferienwoche, in der die Teilnehmenden viel über Landwirtschaft und Ernährung lernen und selbst mit anpacken können.

Geburtstag auf dem Bauernhof

Aber auch für Kindergeburtstage oder Ferienfreizeiten gibt es tolle Angebote auf dem Bauernhof, bei denen Kinder die Landwirtschaft entdecken können. Gemeinsam pflanzen, misten, füttern, ernten und forschen macht Spaß und nebenbei lernen die Kinder Einiges über die Landwirtschaft.  

Ab ins Landwirtschaftsmuseum!

Mögt ihr gerne Museen? Dann besucht doch mal ein Landwirtschaftsmuseum. Hier bekommt ihr nicht nur Einblicke in die innovative Landwirtschaft von heute, sondern könnt auch sehen, wie sich die Landwirtschaft entwickelt hat. Die Geschichte der Landwirtschaft ist spannend für die ganze Familie. 

© Melanie Adam / WWF

Schulausflug zum regionalen Landwirtschaftsbetrieb

Landwirtschaft ist Teil des Lehrplans. Vielleicht habt ihr sogar selbst die Möglichkeit, einen Ausflug zu initiieren, sodass die Kinder nicht nur aus Büchern lernen, sondern gemeinsam Landwirtschaft hautnah erleben und gleichzeitig die Bedeutung von gesundem Boden, sauberem Wasser oder Bienen und anderen Tieren erarbeiten. 

Wie passt das zusammen?

Landwirtschaft und Umweltschutz
© Joseph Gray / WWF UK

Schon gewusst?

Weltweit wird mehr als ein Drittel der Landfläche landwirtschaftlich genutzt. In Deutschland ist es sogar die Hälfte – mit Auswirkungen auf Natur, Klima und Umwelt. Der WWF setzt sich deshalb für nachhaltige Landwirtschaft in Deutschland und weltweit ein.

Landwirtschaft und Umweltschutz gehören zusammen

Welche Auswirkungen hat die Landwirtschaft auf Boden, Wasser, Tiere und Pflanzen? Wie können wir für immer mehr Menschen ausreichend Lebensmittel produzieren? Und was können Familien tun, damit Landwirtschaft und Umwelt im Einklang stehen? Diese Fragen haben wir Michael Berger, dem WWF-Experten für Landwirtschaft, gestellt: 

Michael Berger, Agrarwissenschaftler & Referent nachhaltige Landwirtschaft © WWF

Welche Auswirkungen haben Pestizide und Dünger auf Natur und Lebensmittel? 

Michael Berger: "Ohne Dünger funktioniert keine Landwirtschaft. Was man dem Boden bei der Ernte entzieht, muss man ihm wieder zurückgeben. Das große Problem dabei ist die zu intensive Nutzung von mineralischen Düngern, die sehr leicht löslich sind und ausgewaschen werden können. Aber auch zu viel Gülle stellt ein Problem dar. Zu viel Dünger kann auch zu Euthrophierung führen – das bedeutet, dass manche Arten durch das Überangebot an Nährstoffen so stark dominieren, dass andere keine Chance mehr haben. In der Ostsee gibt es so genannte Todeszonen. Dort ist das Algenwachstum durch eingetragene Nährstoffe so stark, dass es teilweise keinen Sauerstoff mehr gibt und damit keine Lebewesen mehr existieren können. 

Neben Dünger ist auch Pflanzenschutz wichtig in der Landwirtschaft. Dieser kann auf unterschiedliche Weisen erfolgen, beispielsweise mechanisch, biologisch, thermisch oder aber chemisch. Chemischer Pflanzenschutz (Pestizide) ist aufgrund der Rückstände im Boden und Gewässern, der Gefahr der Schädigung von anderen Organismen und allein auch aufgrund der Giftigkeit problematisch. Durch Wind und Regen können chemische Wirkstoffe auch in anliegende Ökosysteme gelangen und dort Schaden anrichten und dort sehr lange verweilen. Viele Zusammenhänge und potenzielle Schädigungen von Organismen sind teilweise auch noch gar nicht gut untersucht.  

Lebensmittel werden in Deutschland sehr gut kontrolliert. Für KonsumentInnen besteht in der Regel durch Dünger und Pestizide keine direkte Gefahr für die Gesundheit. Dennoch können insbesondere auf Lebensmitteln, die chemisch behandelt wurden, Rückstände zu finden sein. Daher sollte man Obst und Gemüse vor dem Verzehr immer waschen."

© WWF

Wie muss Landwirtschaft sich weiter entwickeln, um im Einklang mit dem Umweltschutz zu stehen?

Michael Berger: "Landwirtschaft ist immer ein Eingriff in die Natur und es geht darum, diesen möglichst umweltverträglich zu gestalten. Wir brauchen eine multifunktionale Landwirtschaft, die neben der Produktion von Lebensmitteln auch Ziele des Schutzes von Biodiversität, der Gewässer und des Klimas im Blick hat. 

Das bedeutet z.B., dass wir mehr Vielfalt im Anbau brauchen: einerseits kleinere Schläge von Getreide, Mais, Raps & Co. und andererseits vielfältigere Fruchtfolgen. Das heißt, möglichst viele unterschiedliche Kulturen nebeneinander oder auch nacheinander anzubauen.  

Wenn dann auch noch die Kulturlandschaft vielfältiger wird durch Saumstrukturen (wichtigste Nachbarstrukturen von Ackerflächen wie Hecken, Waldränder, Feld-, Wiesen- und Wegraine), Ackerränder und Kleingewässer, ist schon viel gewonnen.

Ein guter, multifunktionaler Ansatz sind Agroforstsysteme – also Felder mit integrierten Baumreihen. Diese sorgen für Schutz vor Bodenerosion durch Wind und Starkregen, bieten zu einem gewissen Teil Beschattung und lassen sich langfristig auch wirtschaftlich nutzen. 

Sicherlich wird sich auch die gängige Praxis ändern müssen, dass für die Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen Grundwasser und Oberflächenwasser unbegrenzt und oftmals kostenlos genutzt werden kann und ineffiziente Bewässerung z.B. in großer Hitze am Tag stattfindet."

Schon gewusst?

Es gibt auch Arten, die sich so gut an die Landwirtschaft angepasst haben, dass sie von einer landwirtschaftliche Nutzung sogar profitieren. Arten wie der Kiebitz, die Feldlerche, der Acker-Rittersporn, der Lämmersalat oder die Ackerlichtnelke werden als Kulturfolger bezeichnet und einige tragen sogar die Landwirtschaft in ihrem Namen. In unserem Projekt Landwirtschaft für Artenvielfalt setzen wir uns für den Schutz dieser Arten in der Landwirtschaft ein.

Gehen bei einem solchen Umbau der Landwirtschaft nicht die Erträge zurück? Können wir uns das leisten, wenn immer mehr Menschen Lebensmittel brauchen?

Micheal Berger: "Biodiversität und Umweltschutz sind nicht ohne Aufwand zu haben. Aber in Mitteleuropa müssen wir uns keine Sorgen machen, es können ausreichend Lebensmittel produziert werden. Wir nutzen unsere Flächen sogar sehr ineffizient: ca. 60% der landwirtschaftlich genutzten Flächen werden zur Produktion von Tierfutter genutzt und am anderen Ende der Kette werden viel zu viele Lebensmittel verschwendet. 

Zudem sollten wir Erträge anders betrachten und Umweltschutz und Biodiversität ebenfalls als Ertrag sehen – uns allen ist wohl mittlerweile bewusst, welche negativen Folgen z.B. das Insektensterben auf die Landwirtschaft hat, wenn die Bestäubung fehlt. Auch die Landwirte profitieren von stabilen Ökosystemen

Andere Länder, besonders im globalen Süden, können sich nicht ausreichend selbst mit Lebensmitteln versorgen. Hier ist die Staatengemeinschaft gefragt, kurzfristig mit Lebensmitteln auszuhelfen und langfristig Produktionssysteme aufzubauen oder zu stärken, um die Abhängigkeiten von anderen Ländern zu verringern."

© Joe Buglewicz / WWF US

Was können Familien tun, damit Landwirtschaft und Umweltschutz kein Widerspruch sind?

Michael Berger: "Wir können unser Verhalten anpassen und weniger tierische Produkte konsumieren oder sogar ganz darauf verzichten. Je weniger Fleisch und tierische Produkte verzehrt werden, insbesondere Schweine- und Geflügelfleisch, desto weniger Pflanzen und somit Anbauflächen braucht es für Tierfutter. Eiweißpflanzen wie Bohnen, Erbsen, Linsen, Soja, die als Tierfutter genutzt werden, können von uns auch direkt verzehrt werden, ohne dass sie davor durch einen Tiermagen gegangen sein müssen. Das ist einer der größten Hebel

Wer in Hofläden und auf dem Markt direkt beim Bauern kauft, unterstützt regionale Betriebe, die häufig vielleicht sogar auch umweltfreundlicher wirtschaften. Wer keinen Hofladen vor der Türe hat, kann sich auch saisonales Obst und Gemüse in Abo-Kisten von regionalen Höfen liefern lassen. Wer sogar selbst aktiv werden möchte, kann sich in einer solidarischen Landwirtschaft engagieren, eine Form der Direktvermarktung, bei der man auf den Betrieben mithilft. 

Auch das Einkaufen von Lebensmitteln aus ökologischem Anbau hilft, denn hier werden organische Dünger und kein chemisch-synthetischer Pflanzenschutz genutzt. Viele Untersuchungen zeigen, dass Öko-Landwirtschaft umweltfreundlicher ist. 

Und natürlich sollte man darauf achten, Lebensmittel nicht zu verschwenden, sondern nur nach Bedarf einzukaufen und Reste gut zu verwerten. 

Hier gibt es eine Reihe von Tipps, wie man sich nachhaltig und gleichzeitig lecker ernähren kann. Sogar Vorschläge für Wochenmenüs kann man sich dort abholen: Besseresser:innen: Planetarisch kulinarische Ernährung | WWF"

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© Ulrike Leupold / WWF
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