Korallen - Juwelen der Meere

Ist das die Villa kunterbunt unter Wasser? Nirgendwo in den Weltmeeren ist die Artenvielfalt so bunt und groß wie im Korallenriff.

Komm mit ins Riff!

So viele blaue, grüne, rote, gelbe Korallen wachsen da, einige sehen aus wie ein Teppich, andere wie kleine Bäume, Hände, Gehirne oder Geweihe.
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Dazwischen wuseln flink Clownfische und andere kleine Fische umher oder kriechen Muscheln, Schnecken, Seesterne und Seeigel entlang.
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Und darüber schwimmen riesige Mantarochen, Haie und seltene Meeresschildkröten.
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Schon gewusst?

Wegen ihres großen Artenreichtums werden die Korallenriffe manchmal als Regenwälder der Meere bezeichnet. Auch die Korallen selbst sind enorm vielfältig: Mehr als 5.000 Arten wurden bereits entdeckt.

Auch wenn sie oft so aussehen und festsitzen: Korallen sind keine Pflanzen, sondern Tiere. Genauer: Nesseltiere – so wie Quallen. Korallen haben keine Arme, Beine und Gesichter, sondern bestehen aus vielen einzelnen winzigen Tieren, die Polypen heißen. Jeder Polyp besteht fast nur aus einem großen Magen, einem Mund und einem Kranz von Tentakeln drumherum.

Die einzelnen Polypen vieler Korallen sind so klein, dass sie mit bloßem Auge kaum zu erkennen sind. Viele Polypengruppen zusammen werden Kolonien genannt. Bei den meisten Arten wie dieser Sonnenkoralle sind die Polypen durch eine Art Gewebe miteinander verbunden. So können sie untereinander Nährstoffe austauschen.
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Tausch im Team

Die meisten Korallen brauchen zum Überleben kleine Algen, die sich in der Haut der Korallen ansiedeln. Die Algen gewinnen nämlich aus Sonnenlicht Energie (das heißt Photosynthese) und produzieren Sauerstoff und Zucker. Einen Großteil davon geben sie an ihre Gastwirte, die Korallen.

Umgekehrt stellen die Korallen den Algen Kohlendioxid und andere wichtige Nährstoffe zur Verfügung, von denen sich die Algen ernähren. Für beide ein guter Tausch. Die Algen verleihen den Korallen auch ihre bunten Farben.

Tiere die wie Pflanzen knospen

Die Korallentiere haben neben dem Festsitzen noch etwas mit Pflanzen gemein: Sie vermehren sich meist durch Knospung – und nur selten durch die Befruchtung von Eiern. Nach ihrem Tod wachsen ihre Nachkommen einfach auf den Kalkskeletten ihrer Ahnen weiter. So wachsen Korallenriffe in die Höhe.

Korallen, die Kalkskelette bilden, aus denen Riffen entstehen, heißen Steinkorallen.

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Es gibt aber auch Korallen ohne festes Kalkskelett, das sind die Weichkorallen. Sie werden auch Blumentiere genannt und bestehen aus vielen Einzelpolypen, die meist kleine Kalknadeln in ihrem Körper haben.

Steinkorallen können fantastische Formen haben, nach denen manche auch benannt werden:

Hirnkoralle

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Elchgeweihkoralle

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Die sieht aus wie ein umgedrehter Hut

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und die beiden wie ... riesige Eierbecher?

Die sehen aus wie Hirschgeweihe oder Finger

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Wer wohnt im Korallenriff?

Der Riffmanta kann eine Spannweite von bis zu fünfeinhalb Metern erreichen. Während sein Oberkiefer zahnlos ist, sitzen im Unterkiefer zwischen 1.000 und 1.400 dreieckige Zähne. Dabei frisst der große Fisch nur Plankton.

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Die Doktorfische haben an der Schwanzwurzel zwei messerscharfe Stacheln, die auch als Skalpelle bezeichnet werden – daher ihr Name. Die Stacheln setzen sie zur Verteidigung ein. Doktorfische sind sehr wichtig für das Korallenriff, da sie viele Pflanzen fressen, die sonst das Korallenriff überwuchern würden.

Der Weißspitzen-Riffhai versteckt sich am Tag in kleinen Höhlen und Spalten im Riff und macht sich in der Nacht auf die Jagd. Dabei kann er ganz ruhig auf dem Meeresboden liegen bleiben. Seinen Namen trägt er wegen der leuchtend weißen Spitzen an Rücken- und Schwanzflossen.

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Der Fangschreckenkrebs heißt so, weil seine Fangwerkzeuge denen von Fangschrecken ähneln (die heißen auch Gottesanbeterinnen). Einige Fangschreckenkrebse jagen kleinere Krebse und Muscheln. Um an deren Weichteile zu gelangen, zertrümmern die Krebse die Schalen mit kraftvollen, blitzschnellen Schlägen.

Meeresschildkröten  wie die Echte Karettschildkröte schwimmen viele Tausend Kilometer und durchqueren ganze Ozeane. Dabei können sie bis zu sieben Stunden unter Wasser bleiben, ohne Luft zu holen. Im Riff knabbern sie gern an Schwämmen.

© Jürgen Freund / WWF

Im Korallenriff leben noch viel mehr Tiere ...

Willkommen in der Korallenstadt

© Troy Mayne

Ähnlich wie wir Menschen in einer Großstadt wohnen in Korallenriffen viele verschiedene Lebewesen sehr nah beieinander. Dort ist es wichtig, sich gut auszukennen, denn in Riffen gibt es unzählige Spalten, Gänge und Höhlen. Die bieten Nahrung, Wohnung, Deckung, Laichplatz und Kindergartenplätze für ganz viele Arten. Dazu zählen Algen, Moostierchen, Schnecken, Würmer, Muscheln, Tintenfische, Seesterne, Seeigel, Krebse und Fische.

Wo viele Tiere leben, gibt es viele Jäger

© Alexis Rosenfeld

Neben Haien und Zackenbarschen sind es Fische wie die Muräne (Bild oben), die schnell aus ihrem Höhlenversteck heraussausen können, um Beutetiere zu erwischen. Auch Tintenfische (Bild rechts) lauern, gut getarnt, im Riff auf Beute. Sogar die Conus-Kegelschnecken können Fische jagen – mit harpunenähnlichen Giftzähnen.

© Antonio Busiello / WWF USA
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Die Tricks der Riffbewohner

Was also tun, wenn man nicht gefressen werden will? Am besten verstecken! Der Clownfisch tut das in den Seeanemonen. Denn die Seeanemonen vertreiben seine Feinde mit ihren giftigen Nesselzellen. Der Clownfisch schützt dafür die Seeanemone vor ihren Fressfeinden.

Andere Fische können sich bei Gefahr blitzschnell in Ecken und Spalten des Riffs verstecken. Und wieder andere sind gut getarnt: entweder ganz unscheinbar oder so grellbunt, dass sie in der bunten Umgebung nicht auffallen.

Einmal putzen bitte!

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An jedem Riff gibt es einen Ort, wo sich meist größere Tiere von kleineren putzen lassen. Kleine Putzerfische oder Garnelen entfernen Bakterien und Schmarotzer und fressen sie auf. Das nutzt beiden Seiten: Die Putzerfische und Garnelen erhalten Nahrung und Schutz, die großen Fische Hautpflege für die Gesundheit. Dabei wagen sich die kleinen Putztrupps sogar in das geöffnete Maul ihrer Kunden!

 

Welche Korallenriffe gibt es?

© Christian Miller / WWF Australien

Das Great Barrier Reef vor der Nordostküste Australiens ist mit einer Länge von 2.300 Kilometern die größte zusammenhängende Ansammlung von einzelnen Korallenriffen der Erde. Es ist das einzige Bauwerk von Tieren, das aus dem Weltraum zu erkennen ist. Dort leben zum Beispiel Stachelschnecken, Meeressschildkröten, Seekühe und Walhaie.

Das Great Barrier Reef ist ein tropisches Korallenriff. Das bedeutet: Es besteht aus Korallen, die nur bei Wassertemperaturen um die 20 Grad Celsius überleben können und Sonnenlicht benötigen. Sie kommen rund um den Äquator vor.

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Kaltwasserkorallenriffe liegen tiefer, bis zu 3.000 Meter unter der Wasseroberfläche. Nach da unten dringt kaum Sonnenlicht. Das Wasser ist deutlich kälter als in tropischen Riffen, meist sind es etwa 4 Grad Celsius. Trotzdem gibt es Korallenarten wie diese Steinkoralle Lophelia pertusa (Bild oben), die in Kälte und Dunkelheit leben können. Die meisten von ihnen wachsen dafür viel langsamer als Arten in tropischen Riffen.

Das 40 Kilometer lange Røst-Riff vor Norwegen wurde erst 2002 entdeckt und ist das größte bekannte Kaltwasserkorallenriff. Es liegt in einer Tiefe von bis zu 400 Metern. Die Wassertemperatur im Riff beträgt nur 2 Grad Celsius.

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Hier leben neben Kaltwasser-Steinkorallen auch Seespinnen, Schlangensterne (Bild oben) und der Gestreifte Seewolf. Der bis zu 1,5 Meter lange Fisch verspeist vor allem Muscheln, Seeigel und Krebse mit harten Schalen.

Das Sylter Außenriff in der deutschen Nordsee ist auch ein Kaltwasserkorallenriff und steht unter Naturschutz. Hier lebt zum Beispiel die Tote Mannshand, eine Weichkoralle, außerdem Schweinswale, Kegelrobben und viele andere Arten.

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Das tropische Korallendreieck ist ein riesiges Meeresgebiet im Indopazifik zwischen den Philippinen, Borneo und Neuguinea. Hier leben so viele verschiedene Tier-und Pflanzenarten wie in keinem anderen Teil der Weltmeere, darunter Blauwale, Walhaie, Meeresschildkröten und Riesenmuscheln. Diese gigantischen Verwandten der kleinen Herzmuscheln aus der Nordsee werden bis zu 1,40 Meter lang und 400 Kilogramm schwer.

Das tropische Mesoamerikanische Riff ist das zweitgrößte Korallenriff der Welt. Es liegt in der Karibik vor den Küsten von Mexiko, Belize, Honduras und Guatemala. Dort leben zum Beispiel Mantarochen, Delfine und viele andere Arten. Hier ist auch der WWF mit einer besonderen Aktion für die Korallenriffe im Einsatz. Die verraten wir dir weiter unten.

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Korallenriffe in Not

Was bedroht die wertvollen Ökosysteme?
© Jürgen Freund / WWF

Korallen bleichen aus und sterben ab: Durch die Klimakrise steigen die Wassertemperaturen in den Weltmeeren an. Das vertragen viele Algen nicht, die mit den Korallen zusammenleben. Dann produzieren sie einen Stoff, der für die Korallen giftig ist. Die Korallen schützen sich vor diesem Gift, indem sie die Algen abstoßen. Zurück bleibt ihr weißes Skelett. Dieser Vorgang wird Korallenbleiche genannt.

Riffe werden überfischt: Große schwere Schleppnetze werden über den Meeresboden gezogen und zerstören viele Korallen. Und es werden Fischarten gefangen, die lebenswichtig für Korallenriffe sind wie die Papageienfische. Werden zu viele von ihnen gefischt, wird das Riff von Algen überwuchert und stirbt. Außerdem wird an manchen Orten noch immer mit Sprengstoff gefischt, obwohl es verboten ist.

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Zu viele Nährstoffe: Abwässer kommen aus küstennahen Städten und Hotels, aus Landwirtschaft und Fischzuchtanlagen sowie aus Flüssen und Bächen ins Meer. Die Nährstoffe in den Abwässern lassen immer mehr Algen wachsen. Die können dann schneller wachsen als die Korallen und die Riffe überwuchern.

Immer mehr Plastikmüll bedroht die Korallenriffe. Das ist Müll vom Land genauso wie Fangleinen aus der Fischerei. Da in den Riffen normalerweise wenig Strömung herrscht, sammelt sich der Müll dort und bedroht die Korallen und auch andere Meeresbewohner.

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Denn viele Meerestiere verletzen sich an den Plastikteilen oder verschlucken diese und erkranken daran oder sterben.

Das tut der WWF im Einsatz für Korallenriffe

Hilfe durch Gärtnereien unter Wasser

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Bis zu 4.000 verschiedene Tierarten leben im Mesoamerikanischen Riff, darunter Delfine, Mantarochen, Meeresschildkröten, Haie, Seesterne, Krebse, Schwämme, Würmer und Algen. Doch das Riff ist bedroht. Vor allem die Erderhitzung macht den Korallen dort zu schaffen. Immer mehr von ihnen bleichen aus und sterben.

 

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© Fragments of Hope / WWF

Unser Plan:

Um das Riff und die dort lebenden Tiere zu schützen, pflanzen wir solche Korallen in das Riff, die steigende Wassertemperaturen vertragen. Mit diesem Projekt haben wir 2010 begonnen.

Unser Plan funktioniert: Die von uns bepflanzten Riffbereiche leben wieder auf. Die Fischbestände erholen sich und auch andere Tier- und Pflanzenarten kehren zurück. Ein toller Erfolg!

© Fragments of Hope / WWF

Auch in anderen Weltregionen macht sich der WWF für den Schutz von Korallen stark

Wir setzen uns für weitere Meeresschutz-Gebiete wie im Korallendreieck ein.

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Wir wollen verhindern, dass noch mehr Plastikmüll ins Meer gelangt,

Wir kümmern uns darum, dass brutale Fischfangmethoden verboten werden, zum Beispiel den Boden mit riesigen Schleppnetzen abzugrasen und mit Gift oder Sprengstoff zu fischen.

© Shutterstock / Aqua Images / WWF
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Außerdem setzen wir uns dafür ein, dass endlich weniger Treibhausgase in die Luft geblasen werden. Nur so können wir die Erderwärmung abbremsen – und damit auch die Erwärmung der Meere.